Freitag, 21. August 2015

Arbeitslos Tag 20 Die schwarze Krawatte

(Kopfstimme heute: ein Literaturcafé, auf der Bühne ein Mann mit schwarzer Kleidung, er raucht viel und trinkt Wein, seine Stimme ist sehr hektisch und aufgebracht er betont alles sehr genau)
Es ist der Morgen des 20. August. Die letzte Nacht war dunkel und mein Schlaf unruhig,so unruhig wie er schon öfters war, aber nicht immer, eben ab und zu und ich stehe trotzdem sehr früh auf. Ich stehe nicht einfach so auf, denn ich habe etwas vor. Gut, man hat ja immer etwas vor und wenn man nichts vor hat und einfach nur auf der Couch liegt und den Teppich krault oder an die Decke starrt, so ist auch das ein Vorhaben, wenn auch eher nutzloser Natur. Der Teppich ist mir gerade egal, denn wie gesagt ich habe etwas vor. Doch bevor ich mich meinem Vorhaben widme, muss ich mich erst in den Tag finden. Der ist ja nicht einfach so da, nur weil die Sonne ihre Bahn am Himmel zieht und alles was unter ihr liegt in ein Licht taucht, dass uns nicht nur sehen lässt wo wir hingehen. Nein sie lässt uns leben, jeden Tag aufs Neue können wir die Sonnenstrahlen in uns aufnehmen und ihre Energie spüren, die uns zu mehr macht als der bloßen Existenz die wir sein könnten. Der Himmel ist bedeckt ich habe schlechte Laune. Ich muss trotzdem in den Tag kommen, Zähne putzen, duschen, Pipi machen. Frühstück gibt es noch nicht oder doch. Eine Nektarine, Brot und einen kleinen Milchreis mit fünf Körnern. Karottensaft. Den habe ich gerade im Netto gekauft, als ich Wäsche waschen war. Jetzt fehlt mir ein kleines Handtuch.Ich mag dieses Handtuch, auch wenn diese kleinen Handtücher die wieder so weiß geworden sind wie ich sie damals gekauft habe. Egal, ich habe etwas vor.
Nach dem Frühstück pumpe ich Luft auf, das Fahrrad braucht das von Zeit zu Zeit und auch wenn viele meinen, ich könnte auch zu Fuß gehen, will ich das Fahrrad nehmen, ich mag es einfach heute so. Ich sitze auf dem Fahrrad und fahre, das ist ja auch Sinn der Sache und ich fahre so und denke über mein Vorhaben nach und bin der Meinung, dass das was ich da vorhabe nicht lange dauert.
Ich komme an, schließe mein Rad an den Fahrradständer und bin froh, dass es den gibt. Er gibt mir Sicherheit in einer Welt in der es doch so unsicher sein kann und jeder Halt den man kriegen, gierig umklammert wird von den Menschen die sonst nichts mehr sehen im Leben und die nicht wollen, dass ihr Fahrrad umkippt. Ich gehe in den Laden und will mein Vorhaben hinter mich bringen. Es klappt nicht. Das Angebot dieses Geschäftes kann mir nicht helfen. Ich gehe in den nächsten Laden und werde enttäuscht. Ich sehe ein weiteres Geschäft. Nach einem kurzen Schimmer der Hoffnung gehe ich mit gesenktem Kopf wieder raus. Ich gebe nicht auf und laufe zielgerichtet durch die belebten Straßen, vorbei an Menschen deren Gesichter ich nicht kenne, die mich aus ihren Augen auch nur so sehen wie es ihnen gerade passt. Das nächste Geschäft ist ein großes Geschäft und las ich wieder gehe piept es und die Frau hinter dem Tresen meint ich müsste das nächste mal das andere Törchen benutzen und ich denke nur so beim mir: „Es gibt kein nächstes Mal.“
In der Not gehe ich in noch einen Laden und trete auf das Kabel eines Staubsaugers. Dann fahre ich weiter, dahin wo es keine Fahrradständer gibt und ich stelle mein Rad vor ein Reisebüro und ein wenig Hoffnung keimt da noch in mir und es dauert kein zehn Minuten bis auch diese vom Stiefel der Enttäuschung zertrampelt wird. Ich fahre nach hause und esse ein Stück Salami.
Die Uhr erinnert mich daran, dass ich noch einen anderen Weg einzuschlagen habe und ich muss mein Vorhaben noch länger vor haben als ich es vor hatte.
Ich gehe in den Laden, ich warte kurz dann kommt Amy und ich warte noch eine Weile und dann warte ich noch ein wenig und dann lege ich mich hin und wir reden über alles mögliche und auch mit der anderen die da noch ist und Lisa kommt auch irgendwann und ist ganz überrascht und wir reden noch ein wenig und nebenbei tätowiert sie mich und jetzt hab ich eine blaue Polizeinotrufzelle auf den Arm und einen kleinen Kerl und Muster.
Ich gehe ein Stück, dann fahre ich wieder und nicht viel Später finde ich mich da wieder wo das Leben tobt. Menschen laufen auf und ab ganz ohne Ziel oder sie scheinen nur so und aus ihren Händen wachsen Plastiktüten und sie lächeln und sie stehen Schlange und am Rand steht einer mit Gitarre der einsam seine Lider singt. Ich kann mich dem nicht entziehen und steige ein in die Masse der Plastiktütenmenschen. Ich lasse mich treiben bis zum H und M und da kauf ich dann endlich meine schwarze Krawatte die ich schon den ganzen Tag suche. Teuer ist sie such nicht und jetzt bin ich aber auch müde.

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