Es ist früh und ich natürlich schon
wach. Das ist in meinem Alter eben so und das wird sich auch in den
nächsten Tagen nicht ändern. Dafür sorgen stickige Campingluft,
ein verschwitzter Schafsack und die Sonne, die sich von einem Zelt
einfach nicht aufhalten lassen will.
Bevor das alles genossen werden kann
muss es aber erst mal los gehen. Das dauert noch bis elf und damit
mir nicht langweilig wird, kehre ich den Hof. Das ist Metal Ihr
Lappen.
Irgendwann mach ich mich dann doch mal
auf den Weg und schleppe mich samt Rucksack und kleinem Rucksack zur
Bahn. Die bringt mich zu den Anderen, damit wir als Gruppe ans Ziel
kommen. Das ist nämlich wichtig, weil wir ja nicht zum Spaß zur
Musik fahren, sondern wegen der Promotion. Unsere Aufgabe soll es
denn sein, den Musikern und anderen Backstagebewohnern die
Instrumente mit unseren schönen und handgemachten Stickern zu
verzieren. Ob sie wollen oder nicht.
Wir sind Clodi, Püppi, Tine und Daniel
und ich. Nur Daniel heißt dann auch wirklich so, die Mädchen haben
sich mit Decknamen belegt. Weil man das jetzt so macht. Ich nenne nur
mich selber Ich, weil das so in Ordnung geht.
Pünktlich wie ich nun mal bin, bin ich
pünktlich und zuerst wird auch mein Handgepäck kritisiert. Damit
bin ich nicht alleine und ich weiß auch bald warum. Wie das Zeug das
gerade eben noch einen ganzen Hausflur verstopft in zwei Autos mit
fünf Menschen Platz finden soll ist noch nicht ganz klar und auch
jetzt wo wir das ganze Zeug hin und zurück bekommen haben, weiß ich
immer noch nicht wie wir das geschafft haben. Ich denke es hat was
mit schwarzen Löchern und Tetris zu tun. Mehr kann ich dazu auch
nicht sagen.
Auf jeden Fall kommen wir irgendwann an
und laden aus, bauen auf und sind dann eben da. Der erste Tag ist
dabei noch nicht so spannend. Da sind eben viele Leute die man noch
nicht kennt und man guckt halt mal wo die Toiletten sind. Und wir
machen Selfies. Das macht man jetzt auch so, das geht schon in
Ordnung sagt Püppi. Und warum sagt sie das? Weil sie es kann.
Der zweite Tag lässt nicht lange auf
sich warten. Die Sonne prasselt durch das Zeltdach und die Luft ist
klebrig. Ich geh erst mal duschen und finde das jetzt nicht wirklich
Metal, kann aber ganz gut damit leben. Nach ca. zwei Ewigkeiten und
ein bisschen geht es dann zum Frühstück. Eier, Speck und kleine
Würstchen sind gute Freunde und helfen über den restlichen Tag. Der
bleibt nämlich bis ganz spät abends und macht nicht nur warm
sondern auch Arbeit.
Es dauert nicht lange und die ersten
Leute werden auf uns aufmerksam. Da wird erst gefragt und geguckt und
dann wird sich entschieden und gewünscht. Ganz groß dabei ist die
Crew von Volbeat. Die lassen sich ihre Cases und Laster bekleben, als
gäbe es kein Morgen mehr. Weil das nicht immer so einfach ist muss
man auch mal zu Hilfsmitteln greifen.
„Do we have a Hairdryer?“
Peter über Funk zu seinen Kollegen.
„I dont think so.“
Kommt es ein verwirrt zurück.
Ja wir haben gelacht. Den Föhn konnten
wir uns dann von der Freundin vom Sänger borgen und zum Dank gab es
dann ein Tour-Shirt für jeden. So macht das natürlich Spaß.
Was auch Spaß macht, ist neben der
Arbeit zur Bühne schlendern und gucken was denn da so passiert. Da
gehen nämlich die Bands drauf zum singen und musizieren. Damit
erheitern sie dann das Publikum, das gerne mal Applaus spendet um zu
zeigen, wie sehr es ihnen gefallen hat. Volbeat haben die Bude
natürlich in Brand gesetzt und wer gucken wollte, wo ganz hinten
war, brauchte schon gute Augen.
Tag zwei war dann wieder klebrig und
duschen und Frühstück und warm und viele Leute die sich bekleben
lassen wollten. Ganz großer Highlight natürlich, pinke Pimmel. Von
denen konnten wir einige unter die Leute bringen und das war nicht
unsere Idee.
Einen Rasensprenger gab es dann auch
noch. Der machte Sumpf vor unserer Tür und gepaart mit Hängematte
das war schon schön. Die Fische die Püppi bestellt hatte kamen dann
doch nicht und ich muss schon sagen, ich war ein wenig verbittert.
Gut angekommen dagegen ist Tine,die sich mit dem Regenmacherdingsi
anfreundete und im Bikini durch die Wassertropfen hopste. Wäre da
ein Button gewesen, hätte ich das auch geliked (Schreibt man das so,
schreibt man das überhaupt?).
Ich schlurfe dann irgendwann mal zu
Ignite rüber und kann die nur cool finden. Geile Band mit geilem
Sänger. Viel Rummel machen die zwar nicht das haben die aber auch
nicht nötig.
Von Rob Zombie bekomme ich dann nicht
mehr so viel mit, sehe aber noch den Song den ich sehen wollte und
bin dann ganz glücklich. Clodi hopst gleich nach dem Auftritt zum
Gitarristen um ihn mit sich zu zerren, der will aber nicht. Der kommt
auch sonst keine fünf Meter ohne sich mit einem Fan knipsen lassen
zu müssen. Der Typ ist aber auch voll Bude nett und freut sich über
jedes Bild.
Am Sonntag hat man sich schon an alles
gewöhnt und was Vorgestern noch anders war ist jetzt Alltag und
Routine. Ich kaufe mir einen schönen Hut und zeige der Sonne damit,
wer hier was auf hat.
Die Kugel schiebt sich heute auch ein
wenig ruhiger bis ich mir Dillinger Escape Plan angucke. Die
zelebrieren eine schicken Abriss bei dem selbst der Circlepit nicht
mitkommt.
Architects spielen auch.
Sepultura guck ich bis zum Schluss weil
sich das so gehört und der Frontbär auch ganz cool ist.
Dass Motörhead natürlich der Hammer
sind sollte klar sein und wer jetzt nicht weiß wer Motörhead ist,
hätte schon bei der Überschrift nicht weiterlesen sollen.
Der Montag geht dann eine Stunde früher
los und ich kann mein Talent, Dinge ganz klein zusammen zu rollen,
unter Beweis stellen und schneller als gedacht sind wir auch wieder
auf dem Weg zum eigenen Klo und einem Bett, dass nicht zum Aufpusten
ist.
Noch so ein Phänomen. Püpi und Tine
haben eine Luftmatratze in ihrem Zeltabteil die ungefähr so groß
war wie das ganze Zelt an sich. In Höhe, Breite und Tiefe. Da hab
ich schon blöd geguckt, mir wurde dann aber auch klar, wie wir den
ganzen Kram in die Autos kriegen konnten. Dunkle Mächte sind da am
Werk.
Das Ferienlager ist vorbei und wie das
so ist hat man alles mitgemacht. Da waren die Duschen die immer früh
noch leer waren und später ein Saustall. Da gab es das Frühstück
mit eigentlich Allem aber auch das Glücksgefühl wenn man den einen
Babybell abbekommen hat der die Käseplatte dekorierte. Da waren die
immer weniger fremden Menschen die man dann jeden Tag sah und die
lustigen Typen mit denen man immer gerne mal gequatscht hat. Da waren
die, die sich gekümmert haben und schnell noch das eine oder andere
besorgen konnten. Und die Bands, da waren ganz viele Bands.
Noch ein letztes Husten aus der neu
zugelegten Staublunge und ein Blick auf die Bühne die schon bald
nicht mehr da steht wo sie hingehört und dann sind wir auch weg.