Sonntag, 20. Juli 2014

With Full Force oder ein sehr betrunkenes, sehr tätowiertes Ferienlager

Es ist früh und ich natürlich schon wach. Das ist in meinem Alter eben so und das wird sich auch in den nächsten Tagen nicht ändern. Dafür sorgen stickige Campingluft, ein verschwitzter Schafsack und die Sonne, die sich von einem Zelt einfach nicht aufhalten lassen will.
Bevor das alles genossen werden kann muss es aber erst mal los gehen. Das dauert noch bis elf und damit mir nicht langweilig wird, kehre ich den Hof. Das ist Metal Ihr Lappen.
Irgendwann mach ich mich dann doch mal auf den Weg und schleppe mich samt Rucksack und kleinem Rucksack zur Bahn. Die bringt mich zu den Anderen, damit wir als Gruppe ans Ziel kommen. Das ist nämlich wichtig, weil wir ja nicht zum Spaß zur Musik fahren, sondern wegen der Promotion. Unsere Aufgabe soll es denn sein, den Musikern und anderen Backstagebewohnern die Instrumente mit unseren schönen und handgemachten Stickern zu verzieren. Ob sie wollen oder nicht.
Wir sind Clodi, Püppi, Tine und Daniel und ich. Nur Daniel heißt dann auch wirklich so, die Mädchen haben sich mit Decknamen belegt. Weil man das jetzt so macht. Ich nenne nur mich selber Ich, weil das so in Ordnung geht.
Pünktlich wie ich nun mal bin, bin ich pünktlich und zuerst wird auch mein Handgepäck kritisiert. Damit bin ich nicht alleine und ich weiß auch bald warum. Wie das Zeug das gerade eben noch einen ganzen Hausflur verstopft in zwei Autos mit fünf Menschen Platz finden soll ist noch nicht ganz klar und auch jetzt wo wir das ganze Zeug hin und zurück bekommen haben, weiß ich immer noch nicht wie wir das geschafft haben. Ich denke es hat was mit schwarzen Löchern und Tetris zu tun. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Auf jeden Fall kommen wir irgendwann an und laden aus, bauen auf und sind dann eben da. Der erste Tag ist dabei noch nicht so spannend. Da sind eben viele Leute die man noch nicht kennt und man guckt halt mal wo die Toiletten sind. Und wir machen Selfies. Das macht man jetzt auch so, das geht schon in Ordnung sagt Püppi. Und warum sagt sie das? Weil sie es kann.

Der zweite Tag lässt nicht lange auf sich warten. Die Sonne prasselt durch das Zeltdach und die Luft ist klebrig. Ich geh erst mal duschen und finde das jetzt nicht wirklich Metal, kann aber ganz gut damit leben. Nach ca. zwei Ewigkeiten und ein bisschen geht es dann zum Frühstück. Eier, Speck und kleine Würstchen sind gute Freunde und helfen über den restlichen Tag. Der bleibt nämlich bis ganz spät abends und macht nicht nur warm sondern auch Arbeit.
Es dauert nicht lange und die ersten Leute werden auf uns aufmerksam. Da wird erst gefragt und geguckt und dann wird sich entschieden und gewünscht. Ganz groß dabei ist die Crew von Volbeat. Die lassen sich ihre Cases und Laster bekleben, als gäbe es kein Morgen mehr. Weil das nicht immer so einfach ist muss man auch mal zu Hilfsmitteln greifen.

„Do we have a Hairdryer?“
Peter über Funk zu seinen Kollegen.

„I dont think so.“
Kommt es ein verwirrt zurück.

Ja wir haben gelacht. Den Föhn konnten wir uns dann von der Freundin vom Sänger borgen und zum Dank gab es dann ein Tour-Shirt für jeden. So macht das natürlich Spaß.
Was auch Spaß macht, ist neben der Arbeit zur Bühne schlendern und gucken was denn da so passiert. Da gehen nämlich die Bands drauf zum singen und musizieren. Damit erheitern sie dann das Publikum, das gerne mal Applaus spendet um zu zeigen, wie sehr es ihnen gefallen hat. Volbeat haben die Bude natürlich in Brand gesetzt und wer gucken wollte, wo ganz hinten war, brauchte schon gute Augen.

Tag zwei war dann wieder klebrig und duschen und Frühstück und warm und viele Leute die sich bekleben lassen wollten. Ganz großer Highlight natürlich, pinke Pimmel. Von denen konnten wir einige unter die Leute bringen und das war nicht unsere Idee.
Einen Rasensprenger gab es dann auch noch. Der machte Sumpf vor unserer Tür und gepaart mit Hängematte das war schon schön. Die Fische die Püppi bestellt hatte kamen dann doch nicht und ich muss schon sagen, ich war ein wenig verbittert. Gut angekommen dagegen ist Tine,die sich mit dem Regenmacherdingsi anfreundete und im Bikini durch die Wassertropfen hopste. Wäre da ein Button gewesen, hätte ich das auch geliked (Schreibt man das so, schreibt man das überhaupt?).
Ich schlurfe dann irgendwann mal zu Ignite rüber und kann die nur cool finden. Geile Band mit geilem Sänger. Viel Rummel machen die zwar nicht das haben die aber auch nicht nötig.
Von Rob Zombie bekomme ich dann nicht mehr so viel mit, sehe aber noch den Song den ich sehen wollte und bin dann ganz glücklich. Clodi hopst gleich nach dem Auftritt zum Gitarristen um ihn mit sich zu zerren, der will aber nicht. Der kommt auch sonst keine fünf Meter ohne sich mit einem Fan knipsen lassen zu müssen. Der Typ ist aber auch voll Bude nett und freut sich über jedes Bild.

Am Sonntag hat man sich schon an alles gewöhnt und was Vorgestern noch anders war ist jetzt Alltag und Routine. Ich kaufe mir einen schönen Hut und zeige der Sonne damit, wer hier was auf hat.
Die Kugel schiebt sich heute auch ein wenig ruhiger bis ich mir Dillinger Escape Plan angucke. Die zelebrieren eine schicken Abriss bei dem selbst der Circlepit nicht mitkommt.
Architects spielen auch.
Sepultura guck ich bis zum Schluss weil sich das so gehört und der Frontbär auch ganz cool ist.
Dass Motörhead natürlich der Hammer sind sollte klar sein und wer jetzt nicht weiß wer Motörhead ist, hätte schon bei der Überschrift nicht weiterlesen sollen.

Der Montag geht dann eine Stunde früher los und ich kann mein Talent, Dinge ganz klein zusammen zu rollen, unter Beweis stellen und schneller als gedacht sind wir auch wieder auf dem Weg zum eigenen Klo und einem Bett, dass nicht zum Aufpusten ist.
Noch so ein Phänomen. Püpi und Tine haben eine Luftmatratze in ihrem Zeltabteil die ungefähr so groß war wie das ganze Zelt an sich. In Höhe, Breite und Tiefe. Da hab ich schon blöd geguckt, mir wurde dann aber auch klar, wie wir den ganzen Kram in die Autos kriegen konnten. Dunkle Mächte sind da am Werk.

Das Ferienlager ist vorbei und wie das so ist hat man alles mitgemacht. Da waren die Duschen die immer früh noch leer waren und später ein Saustall. Da gab es das Frühstück mit eigentlich Allem aber auch das Glücksgefühl wenn man den einen Babybell abbekommen hat der die Käseplatte dekorierte. Da waren die immer weniger fremden Menschen die man dann jeden Tag sah und die lustigen Typen mit denen man immer gerne mal gequatscht hat. Da waren die, die sich gekümmert haben und schnell noch das eine oder andere besorgen konnten. Und die Bands, da waren ganz viele Bands.
Noch ein letztes Husten aus der neu zugelegten Staublunge und ein Blick auf die Bühne die schon bald nicht mehr da steht wo sie hingehört und dann sind wir auch weg.