Sonntag, 21. April 2019

Drei Geschichten

  1. Die Sache mit dem Bossekonzert

Vor zehn Minuten hatte ich noch die grandiose Idee drei kleine Erlebnisse zum Papier zu bringen und jetzt will ich schon an den ersten Sätzen scheitern. Ich fange trotzdem mal an.
Es war eine jener Nächte die alles möglich werden ließen wenn sie nur wollten. Wir waren auf dem Weg zum Bossekonzert und hatten es uns im Bus gemütlich gemacht. Das Ungetüm mit den vielen Rädern hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, als es auch schon wieder stehen blieb. Kaputt war die einzig vernünftige Analyse.
Wenn der Bus kaputt ist muss der Toni laufen, könnte eine alte Bauernregel heißen. Macht nur keinen Sinn. Wenn der Bus kaputt ist kommt nämlich ein anderer Bus und die Busmitfahrer gehen dann vom Bauch des kaputten Busses in den Buch des nicht kaputten Busses und fahren weiter.
Das klappte in den ersten Schritten auch ganz gut, nur hatte sich der Busfahrer nach den ersten paar Metern mit uns hinter sich für eine alternative Strecke entschieden und sein großes Mobil erst mal fest gefahren. Der linke Vorderreifen hatte es sich im Gleisbett der Straßenbahn gemütlich gemacht und wollte nicht mehr so richtig mit uns mit. Da so ein Bus und sein Reifen doch sehr aneinander hängen mussten wir alle erst mal mit da bleiben. Der Rest ist dann Gas geben und bloß nichts anmerken lassen. Wäre schön peinlich geworden wenn der Abholebus neben dem Liegenbleibebus nicht weiter kommt und mal eben die Straße dicht macht. Dazu kommt es zum Glück nicht und wir tun einfach alle so als wäre nichts passiert.
Das Konzert war auch nicht schlecht.


  1. Kino wie noch nie

Kinogehen ist in Leipzig ein beliebtes Hobby und ich selber bin hier in einem Jahr öfter im Lichtspielhaus als in viel längerer Zeit bevor ich in Leipzig lebte.
Das Kino für Genießer ist natürlich nicht der große Palast mit den fünfzehn Sälen, zehn Meter Snacktheke und mehr Ds als in Doppeldecker. Die guten Kinos sind die kleinen die einem die Filme auch mal mit Ohne Drübersprech in Deutsch servieren und die kleinen Filme gerne mal etwas länger laufen lassen. So einen hatten wir uns heute vorgenommen. Us (zu deutsch wir) stand auf dem Plan. Horrorfilm mit Gütesiegel und richtig Erfolgreich. Kann so schlecht nicht sein. Wir nehmen auch gleich die Variante komplett ohne Translation und ich kann machen was ich will, das eigentlich Highlight kam vor dem Film. Ein junger Mann betrat den Saal, erkundigte sich kurz nach den Sprachkenntnissen der Gäste und fing dann an einen kurzen einleitenden Text über das Werk vorzutragen. Anekdoten zum Film und dem Regisseur, dem Film davor und so Kram eben. Informativ, unterhaltsam und so sehr aus der Zeit gefallen, dass diese paar Minuten ausreichten um mir ein ganz neues Gefühl von Kino zu vermitteln. Ich fühlte mich mal nicht nur als Zuschauer, ich fühlte mich wie ein Gast. Großartig möchte ich sagen und kann es jedem empfehlen.
Der Film war übrigens auch geil.



  1. Ostern

Ostern ist das kleine Weihnachten. Das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Alles ist geschmückt, die Schokolade hat die passende Form und es gibt Geschenke. Natürlich nicht in den Dimensionen wie sie der Weihnachtsmann vorbei bringt, das ist albern und lässt sich auch nicht gut verstecken. Im ganzen Land herrscht Osterstimmung und es läuft ganz viel Bibel im Fernsehen. Neben den anderen wertvollen Sendebeitragen der privaten Sendeanstalten. Warum ich das hier bemerken muss? Ostern ist ja auch gerne mal ein Fest für die Couch und das Fernsehen die Ablenkung vom nichts Nützen. Da zappelt man schon ein paar mal durch die Sender und kommt sich gerne mal fehl am Platz oder einfach nur alt vor.
Zum Glück sind nicht alle Tage für das große Sitzmöbel geplant. Einen Tag gibt’s Familie und Ostermarkt in der City. Der Ostermarkt ist erst mal was Neues und zeigt sich nach den ersten Schritten dann doch als eben der Weihnachtsmarkt den man kennt, nur eben in klein. Wenn ich ein Ritter in Ausbildung wäre, hätte ich garantiert meine Freude. Alle möglichen Waffen der pre Schießpulver Ära gibt’s als Holzvariante und die passende Klamotte gleich dazu. Ich widerstehe nur knapp. Neben dem käuflichen Mittelalter bieten noch allerlei fahrende Händel ihren Tand an und ich traue dem Volk nicht ganz. Handgeschnitzte Dufteier aus Holz für einen Euro. Hört sich gut an, allein der Glaube daran ist es der mir fehlt. Ein französisches Viertel gibt es auch noch und das ist ziemlich authentisch. Überall hört man den passenden Akzent von Menschen die Käse, Wurst und Brot nach Leipzig brachten.
Danach wird noch durch die Stadt gelaufen, ein Museum erkundet und das Wetter für warm befunden. Ein schöner Tag eben.

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