Akt 1 Freitag
Der Tag als solcher ist ja gar nicht
mal so spannend. Ich gehe auf Arbeit und gehe dann wieder nach hause.
Der Abend hingegen soll schon interessanter werden. Mit etwas Glück
konnte ich mir noch eine Karte für Tocotronic ergattern und schon
fühle ich mich 20 Jahre jünger.
Weil ich heute ein kleiner
Kleckerfritze bin, muss ich erst mal meine Hose wechseln. Die ich
anziehe gefällt mir nach fünfzehn Minuten nicht mehr. Die danach
schon beim ersten Blick in den Spiegel. Als letzten Versuch schlüpfe
ich in meine Jeans und bin zufrieden. Jeans gehen ja immer. Dazu hab
ich auch gleich neue Schuh die super passen und später eine kleine
Hölle werden. Dazu kommen wir aber noch. Jetzt erst mal ein
Rückblick. Nach der Arbeit bin ich nämlich nicht gleich nach hause
sondern noch mal kurz über den Markt. Da hab ich mir ein Eimerchen
mit Tomaten und drei mal Fenchel gekauft. Was ich mit den Tomaten
machen will weiß ich schon. Was aus dem Fenchel werden kann ist mir
ein Geheimnis. Ich packe ihn erst mal zu seinen Lebensmittelfreunden
in den Kühlschrank und hoffe auf deren Hilfe.
Die Vorfreude auf das Konzert wächst
mit jeder viertel Stunde und ich hole mir ein Best of Album von Snow
Patrol. Das ist natürlich nur ein Randinfo und hat mit der
eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun.
Es ist Abend und ich bekomme eine
Nachricht. „Geht los“ die kommt von dem H von G. Der ist heute
der Fahrer. Ich nehme die Nachricht ernst und gehe vor die Tür damit
keiner auf mich warten muss. Ich gehe auf und ab, noch mal auf die
Toilette, lese ein sehr dickes Buch und dann noch mal vor die Tür
weil ich den Nachrichtenschreiber und zwei andere Personen die
Treppen runter laufen höre. M und P sind auch noch mir dabei und wir
sind eine lustige Vierer-Gruppe. P hat auch mein Ticket dabei und das
ist nicht so ein hässliches Eventim-Ding sondern ein hübsches im
Design des Albums und das passt ganz super in meine Sammlung.
Vor der Halle treffen wir noch den D
und das finde ich gut. Gibt ja kaum einen Menschen der besser dazu
geeignet ist vor einem Konzert getroffen zu werden. Wir haben uns ja
eh schon lange nicht mehr gesehen und damit ist der Abend schon mal
an einem vorläufigen Höhepunkt.
Die Vorband ist da und wirkt wie eine
Mischung aus The Smith und einer Frau mit einem Galagher Bruder am
Schlagzeug. Schlecht sind die nicht, hauen mich aber auch nicht aus
den Socken.
Die Tocotronics kommen nach einer Weile
mit guter Laune und großen Gesten um das zu machen was ich sehen
will. Textbasierte Tanzmusik mit ganz viel Erinnerungen. Los geht’s
mit Songs vom neuen Album und bevor ich jetzt in irgendwelche Details
gehe kann ich sagen, dass die Jungs von allem etwas dabei haben und
sogar Songs spielen von denen ich schon ganz vergessen hatte, wie
sehr ich sie mochte. Höhepunkte sind der epische Progger das
Geschenk, Kapitulation und This Boy is Tocotronic. Den spielen sie
nur für mich. Das sage ich natürlich keinem sonst sind die anderen
traurig.
Meine neuen Schuhe hatten ja auch noch
ihre Rolle zu spielen. Während des ganzen Konzertes haben sie mir
wieder ins Gedächtnis gerufen, dass man neue Schuhe erst mal
einläuft. Das haben die natürlich nicht mir Worten versucht. Aua
und Autsch waren die einzige Sprache die mein Schuhwerk zu sprechen
vermochte. Fiese Dinger die. Zum Glück gab es noch den betrunkenen
Tanztypen der sich ständig an mir rubbeln musste um seine Freude zu
haben.
Irgendwann im Dunkeln bin ich wieder zu
hause und liege auf meiner Couch. Mein Körper sendet mir schon mal
klare Signale wie der nächste Morgen sich anfühlen soll und eins
kann ich schon mal verraten, ich werde nicht enttäuscht.
Akt 2 Samstag
Ich wache auf und das erste was ich
merke ist das Gefühl wenn dein Körper mit aller Gewalt in vier
verschiedene Richtungen gehen will. Ich gucke erst mal ob ich Pferde
sehe die an mir festgemacht sind. Da sind keine. Meine Erinnerung
verrät mir, dass ich gestern auf einem Konzert war und der Wecker
zeigt mir was mit einer fünf vorne dran. Ich bin enttäuscht und
drehe mich noch mal um. Ganz kurz denke ich an den Fenchel in meinem
Kühlschrank und schlafe ein.
Wann genau ich aufstehe weiß ich nicht
mehr, es ist allerdings keine Uhrzeit für ein Wochenende.
Gestern hat mir noch eine Nachbarin von
einem Krötentümpel erzählt an dem man gute Fotos machen kann. Weil
ich nicht so viel zu tun haben will, mache ich mich auf den Weg zum
Tümpel. Ich habe ca. 90 Minuten Zeit bis Besuch kommt und bin noch
der Meinung, dass ich das locker schaffe.
Ich gehe also los und weiß erst mal wo
lang. In den Wald. Davon gibt’s hier ne Menge und wenn ich sage ich
weiß wohin, dann ist das eine sehr grobe Einschätzung und hat mit
Details wenig zu tun. Es dauert nicht lange und ich bin da wo ich hin
wollte um dann von da dort hin zu kommen wo ich sein will. Ich gehe
also los, in eine Richtung die ich mal als da vorne beschreiben
möchte und auch wenn ich kurz mal ein Stück zurück muss um ein
anderes da vorne zu nehmen, bin ich doch guter Laune. Neben mir der
Fluss, da geht man immer lang wenn man wo hin will und über mir die
Sonne. Unterwegs treffe ich Hunde, Leute mit Fahrrädern, Leute in
Kanus und Leute die alle wissen was sie hier machen. Das einzige was
ich nicht treffe ist die Brücke die da sein soll wo es zu dem Tümpel
geht an dem die Fotokröten wohnen sollen. Fluss ist genug da, daran
kann es nicht liegen. Der schlängelt sich ständig neben mir her,
liegt ruhig in seinem Flussbett und verhöhnt mich mit seiner nassen
Existenz. „Hier kommst du nicht rüber.“ sagt er und grinst. Klar
könnte ich umdrehen und den Weg nehmen den ich kenne, aber so bin
ich nicht. Ich gehe weiter. Alleine gegen die Natur, Auge in Auge mit
dem Biber und den Bäumen. Immer bereit die härtesten Prüfungen zu
bestehen die ein stadtnaher Mischwald zu bieten hat.
Nach gefühlten Stunden komme ich an
eine Brücke, gehe drüber und lasse den Fluss hinter. Die Brücke
die ich gesucht habe, kommt auch bald. Um Fotos zu machen finde ich
keine Zeit mehr, weil ich ja bald Besuch kriege. Der Rest ist Wald,
ein fast leerer Akku und Snow Patrol.
Als mein Besuch kommt, bin ich noch
ganz verlaufen und wir gucken erst mal das Phineas und Ferb Marvel
Special. Dann geht’s los mit der X-Box. Island gegen Nordirland,
wer zuerst so viele rote Karten hat, dass der Schiri das Spiel
abbricht gewinnt. Es braucht fünf und ich hole mir die Trophäe.
Weiter geht’s dann mit Football und Auto fahren. Weil mein Besuch
so ein lustiges Tischlenkrad mit Gaspedal hat, kann ich ganz fundiert
zu dem Entschluss kommen, niemals einen Führerschein machen zu
wollen. Im Interesse aller Beteiligten. Zum Schluss gucken wir noch
Rapunzel die Serie und ich bin immer wieder beeindruckt wie viel
Geschichte man um eine Frisur bauen kann. Ich jedenfalls warte schon
auf die nächste Staffel.
Der Rest des Abends wird hin und her
geschaltet und dann ein Film über einen Skispringer geguckt. Das ist
Wolverine mit bei und ich komme zu der Erkenntnis niemals Skispringer
werden zu wollen.
Akt 3 Sonntag
Es ist viel zu früh für Sonntag und
ich drehe mich noch mal um. Es ist nicht viel später und weil das
Wetter es so mag, ziehe ich mir meine Laufklamotten an und sprinte
los. Viel will ich nicht verraten nur das: Ich überlebe und von den
Leuten in meinem Zimmer, bin ich der schnellste. Kurz überlege ich
einen souveränen Staat zu gründen und mich zu den olympischen
Spielen zu schicken. Dabei sein ist alles.
Wieder zu hause schlürfe ich einen
Isodrink und setze mich auf die Couch. Da arbeite ich erst mal an
meinem aktuellen Buch weiter und bin erst mal ganz zufrieden. Ich hab
schon mehr als eine Idee wie es weiter und sogar zu Ende gehen
könnte. Mit so einem Plan, macht das Schreiben auch wieder Sinn und
ich schaffe gar nicht mal so wenig.
Beim Bäcker gibt’s zwei Brötchen
mit Schokokrümeln und eins mit Walnuss. Das ist ein gesundes
Frühstück und macht mich fit für den Tag. Der besteht dann aus
einem Wechsel zwischen Computer, Fernseher und Küche. Ein bisschen
was von allem ist auch was geschafft und ich kann Nachmittag ganz
beruhigt mit dem D in den Wald gehen, wo wir den M treffen und uns
zum Getränke trinken da hinsetzen wo frei ist. Dabei reden wir über
alles was so los ist und was noch kommen könnte. Wir verplanen uns
zum alle möglichen Dinge essen und überlegen, dass gerade nichts im
Kino kommt. Zumindest nicht viel. Gemein hin nennt man so etwas dann
einen schönen Abend und jetzt liege ich hier und suche die letzten
Worte für meinen Blog. Dabei hab ich noch so viel zu tun. Da gibt es
eine Ausstellung/Lesung die noch nach Texten ruft und ein neues
Projekt von dem kaum jemand was weiß und ein YouTube Kanal und nicht
zu letzt das Buch. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht und ich
bin schon mal gespannt was der Sommer alles macht.
Das Bild gehört zu Freitag.