Donnerstag, 26. März 2020

Heimblog Teil 4 – Weit, Dachboden und Gurke

Es ist Donnerstag und ich bleibe mal ein bisschen länger liegen, bis um sieben oder so. Der Tag macht draußen schon gute Laune und weil ich mir das gestern vorgenommen habe, schlüpfe ich in meine Laufschuhe und benutze sie auch. Wer sich jetzt Gedanken macht, der sie beruhigt. Ich habe auch den Rest vom Körper in Funktionskleidung gehüllt und sogar Zähne geputzt.
Die ersten Schritte werden noch von einem leichten Frösteln begleitet und Aua im Knie. Beides ignoriere ich und das mit dem Kalt verschwindet auch bald schon. Weil ich ein ganz tolles Talent dafür habe mich für den Laufsport unpassend warm anzuziehen bin ich auch schon bald ein bisschen verschwitzt und gucke wie die in T-Shirt und kurzer Hose mich komisch angucken. Ich hab ja nicht nur kurze Hose und T-Shirt an. Mein Ensemble wird von Leggings, Jäckchen, Handschuhen und einer frechen Mütze abgerundet. Dazu noch ich und das sieht schon komisch aus, glaube ich. Bei näherer Betrachtung der Lage von jetzt aus, muss ich allerdings feststellen, dass ich nicht der einzige bin, der sich für eine Expedition in die Arktis gekleidet hat und alles ist wieder gut. Viel wichtiger ist eigentlich, dass ich es heute mal wieder über die 10 km Grenze geschafft habe und damit wirklich zufrieden bin. Wäre da nicht wieder diese Technik die mich begleitet und in eben solchen Momenten im Stich lässt. Einzig meine Uhr weiß von meiner Leistung und ist aus Gründen nicht bereit ihr Wissen mit dem Rest der Welt zu teilen.
Danach gehe ich einkaufen, nicht ohne Dusche versteht sich, die kommt ja überall mit hin.
Ha Ha Ha, das war natürlich nur ein Scherz. Die Dusche bleibt zu hause, nur ich war mal kurz darunter.
Ich kaufe also ganz wichtiges Gedingse ein und als ich meine beute im Rucksack verstauen will bemerke ich die Gurke die noch vom letzten Einkauf in meinem Rucksack wohnt und finde mcih mal eben ein bisschen doof. Die Gurke macht nicht mehr Eindruck den sie machen sollte und ich nenne sie Julio Lord of the Dark Dimensions.
Nach dem Einkaufen kommt ein bisschen Arbeit und der Drang etwas zu tun. Der Dachboden ruft und ich folge. Da gibt’s nämlich eine Menge aufzuräumen und genau das will ich ja seit Montag machen. Tatsächlich bin ich in den letzten Wochen gar nicht so selten hier oben gewesen und das macht den Eindruck ja ordentlich kaputt. Ein Dachboden sollte ja doch eine kleine Reise in die Vergangenheit sein mit Entdeckungen beim wieder finden und Erinnerungen in Büchern, Fotos, Filmen und Musik. Ich hab noch das Gefühl im Hinterkopf wie wir bei Oma den Dachboden besucht haben und dabei das Früher der Mutti gefunden haben. Natürlich noch viel zu jung um eine angemessene Recherche zu betreiben, aber ein bisschen was ist ja doch geblieben. „Weltall, Erde, Mensch“ war da ein ganz besonderes Stück. Das Buch gab es damals zur Jugendweihe und ist bis heute eines meiner Lieblingswerke der Entdeckungsliteratur die der kleine Toni hatte.
Bis mein Dachboden so weit ist mein Leben an andere weiter zu geben, dauert es wohl noch eine Weile und jetzt muss ich erst mal Papier von Kunststoff trennen und bin nach einer kurzen Weile gar nicht unzufrieden.
Irgendwann geht’s dann wieder in die normale Welt und ich mache mir etwas zu essen, man könnte sogar sagen, ich koche mir eine Mahlzeit. Beinahe zufällig ist die auch noch grün und weil ihr ja nicht dabei wart, kann ich es ja sagen. Es war das beste was je ein Mensch gekocht hat.
Nach dem Essen telefoniere ich noch mit M, so wie jeden Tag und bin ein wenig weniger vereinsamt. Dann klingelt auch schon der D der mit hier im Haus wohnt und wir spielen ein bisschen FIFA.
Heute irgendwann hab ich Talk Talk mal wieder gefunden und die machen dem Tag auch noch ein schönes Ende. Ich könnte noch einen Vortrag über diese verkannte Band halten und warum die jeder sofort hören sollte, mache das aber nicht. Ihr seid alt genug um selber zu entscheiden, dass ihr die jetzt hört. (Talk Talk – The Colour Of Spring)

Der Teller ist auch grün.


Montag, 23. März 2020

Heimblog Teil 3 - Fake Empire und DSGVO

Früh geht wieder früh los und weil ich ja sonst nichts zu tun habe mache ich mich erst mal an die Arbeit. In diesen modernen Zeiten geht das auch von zu Hause aus, selbst wenn es nicht so viel zu tun gibt, dass es für lange reicht. Bald fertig mit Teil 1 und voller Motivation mache ich mich an die Datenschutzgrundsatzverordnung und schon als ich den Ordner aufschlage spüre ich ein Unbehagen in meinen Eingeweiden. Gesetzestexte sind einfach keine Lektüre für den frühen Morgen oder Mittag oder eine andere Tageszeit. Ein bisschen Motivation weniger gehe ich meinen ersten Weg an der frischen Luft. Ich muss zur Post und bin erst mal überrascht von der Kälte die mir das Wetter da um die Nase pustet. Sonne und minus 30°C verwirren mich nach wie vor.
Bei der Post wird auf Abstand geachtet und wir dürfen nur einer nach dem anderen rein um unsere postalischen Bedürfnisse zu befriedigen. Ich gebe ein Paket ab und bin schnell beglückt. Auf dem Rückweg beeile ich mich nicht und komme trotzdem bald zu hause an. Von der Couch aus kann ich weitere Pläne schmieden und gucke erst mal blöd in die Glotze. So richtig unterhalten will ich mich nicht fühlen und kämpfe mit dem Drang meinen Kopf in die Couch zu drücken. Bevor ich das tatsächlich tue mache ich mich an die nächste Tagesaufgabe und putze mein Badezimmer. Dazu höre ich Boxer von The National und das passt auch gut. Die Platte fängt ja mit Fake Empire an und beschreibt die Situation im Bad ganz gut. Die Herrschaft der glänzenden Oberflächen die sich hier gerade ankündigt ist ja doch nur eine Lüge und wird schon bald wieder von allerlei Flecken, Gerüchen und Haaren jeglichen Ursprungs beendet. Trotzdem mache ich mich gut gelaunt an die Arbeit und schwinge alle möglichen Lappen, Schwämme und Wischdinger die mir in die Finger kommen um eben jenen vergänglichen Glanz erstrahlen zu lassen. Wenigstens für den Moment.
Als ich mit dem Bad fertig bin schalte ich noch ein Bonuslevel frei und putze die Fenster. Das macht sicher nicht viel Sinn, weil die ja mit so Folie beklebt sind damit keiner durchgucken kann. Die Graue Brühe die mal Putzwasser war, bestätigt mich jedoch in meinem Tun und ich bin bereit für ein deftiges Mittagsmahl. Ich werfe Kartoffeldingers und Minischnitzel in meinen Heißluftofen und muss nur ab und zu schütteln um bald schon lecker heißgelüftetes Essen auf meinen Teller zu packen und in mich rein zu tun. Ich mag meinen Heißluftofen, er ist ein Guter. Ich nenne ihn Tristar Lord of the Dark Dimensions.
Nach dem Mittagessen passiert nicht mehr so viel. Ich hänge was Gewaschenes an die frische Luft, gucke in die Glotze und lese ein kleines Bisschen. Irgendwann mache ich noch einen Spaziergang. Der ist nicht so spannend.
Kuchen gibt’s natürlich auch und es ist gut, dass ich das hier erwähne weil ich sonst vergessen hätte eben solchen Kuchen auf meine Einkaufsliste für Morgen zu schreiben. Das wäre nicht schön gewesen.
Gegen irgendwann ruft noch der M an und wir telefonieren voll lange. Finde ich nicht schlecht, weil so Reden ja doch auch mal ganz gut ist.
Als ich dann abends auf der Couch sitze und meinen Blog schreibe, weiß ich noch nicht ob mein Tag langweilig oder entspannt war. Was das angeht muss ich mir wohl erst mal einen neuen Maßstab setzen und kann mich dann entscheiden. Meinen Plan für Morgen hab ich zumindest schon mal und da ist dann so einiges los.

Sonntag, 22. März 2020

Heimblog 2 - Buggy M, Gemüse und Sabber

Noch gestern Abend fällt mir ein Marienkäfer auf, der an meinem Fenster hängt und schläft. Ich hab natürlich keine Ahnung wie ich mich verhalten soll und bemühe das Internet. Da wird das Biest als halbkugelig beschrieben und erklärt, dass es ganz dolle viele Arten von ihm gibt. Nach meiner Recherche puste ich alle Sicherheitsbedenken in den Wind und lasse ihn bei mir wohnen. Das mit dem halbkugelig sag ich ihm natürlich nicht, das wäre auch gemein. Ich nenne ihn Buggy M Lord of the Dark Dimensions und wir werden sicher gute Freunde.

Als ich aufwache ist Buggy M noch da und schläft. Ich weiß nicht ober er in der Nacht aktiv war oder nur sehr lange schläft. In der Wohnung sind jedenfalls keine Spuren von ihm zu finden.
Als nächstes beschließe ich laufen zu gehen und auch wenn mein innerer Schweinehund ganz dolle auf die gefühlten -3°C hinweist, ignoriere ich ihn. Während meinem bewegten Frieren sehe ich gar nicht mal so viele Menschen und kann die Sonne richtig genießen.
Wieder zurück auf meiner Couch gibt’s einen Smoothie zum Frühstück und ich beginne mit meinem Tag. Comics aus Amerika lesen und teilweise wundere ich mich schon, ob die das ernst meinen. Eine Gorilla mit Laseraugen kämpft gegen einen Typen und Brain Boy. Ich entschließe mich dazu, das für Kunst zu halten und dann geht’s eigentlich.
Kunst mache ich dann auch noch. Ich nehme mir eine Quest vor die ich in der Zeit des zu Hause Bleibens schaffen will. Jeden Tag ein Bild machen. Ein Bild von Dingen die man so findet zwischen den eigenen vier Wänden und auf den ersten Blick gar nicht für ein Bild taugen wollen. Heute habe ich mir eine Glühbirne und eine Blume geschnappt. Das mit der Blume ist natürlich ein bisschen schummeln. Das wäre ja wie ein Topmodel fotografieren, dass mit mir zusammen wohnt. Ab Morgen wird es sicher schwieriger und ich bin selber gespannt was ich alles zu Kunst machen will.
Viel mehr will tatsächlich nicht passieren und gegen halb zwölf esse ich zu Mittag. Ich zerhacke Gemüse und werfe das in eine heiße Pfanne, dazu noch was anderes und pünktlich 11:30 Uhr sitze ich vor der Glotze und schaufele das Zeug in mich rein. Ich fühle mich alt. Zum Nachtisch gibt’s noch einen Joghurt der gar nicht mal so gut schmeckt. Auf dem Deckel steht ja auch „Guten Morgen“ drauf und ich werde morgen früh noch mal gucken ob es da besser mundet.
Nach dem Mittag liege ich auf der Couch und nehme mir vor, mal ganz bewusst nichts zu tun. Das klappt für zwei oder drei Minuten dann bin ich schon wieder ganz woanders mit meinem Gedenke. Irgendwann nehme ich die Wäsche ab und werfe sie auf meine Bett. Dann räume ich was auf und lese noch ein bisschen. Später nehme ich noch einen Vlog auf und dann gibt’s Kaffee und Kuchen. Nach dem Vesper geht’s ein bisschen Berg ab. Ich liege auf der Couch und gucke Disneychannel. Da kommt dieses Gefühl auf mich zu und meint ich könne doch mal kurz meine Augen ausruhen und mich ein bisschen liegen lassen. Wie das ausgeht wissen wohl die meisten. Ich schlafe ein bisschen ein, lasse mir Mundflüssigkeit über die Wange laufen und fühle mich dann wie zerkaut. Zerkaut wie ich bin spiele ich noch Fortnite und wir holen sogar einen Win. Erst dann fällt mir wieder ein, dass ich das das Bad putzen wollte und komme mir ein bisschen doof vor. Zurecht wie ich bemerken muss.
Buggy M ist übrigens auch nicht mehr da und ich wünsche ihm alles gute auf seiner Reise.
Zum Abendbrot gab es wieder zerhacktes Gemüse, ohne warm machen, und eine Tafel Schokolade. Das Bad steht jetzt mit auf der Liste für Morgen und ich bin froh wenigstens meinen Blog geschrieben zu haben. Über was ich morgen froh sein werde weiß ich jetzt natürlich noch nicht. Ein sauberes Bad wäre aber schon eine feine Sache.

Samstag, 21. März 2020

Heimblog Teil 1

Es ist früh, die Sonne kabbelt noch mit der Wolkendecke und ich hab schon meine erste Krise. Eigentlich würde ich um diese Zeit daran denken, bald zum parkrun zu gehen um dort mit anderen Menschen durch den Wald zu laufen. Das gibt es es schon seit einer kleinen Weile nicht mehr, weil Verantwortung einfach bisschen geiler ist und genau diese Verantwortung lässt mich jetzt hier liegen und fragen ob es denn in Ordnung ist alleine durch einen Wald zu laufen oder doch eher doof. Ich könnte mich jetzt darauf berufen, dass ja keine Ausgangssperre herrscht, aber das machen ja auch die Leute die sich mal eben treffen und ein wenig das schöne Wetter genießen. So geht das eine Weile und im Team mit meinem inneren Schweinehund der auf die 6°C zeigt, gewinnt das liegen bleiben. Ob das richtig war, weiß ich bis jetzt nicht.
Statt mich weiter zu fragen versuche ich mich an meinem Alltag und gehe erst mal einkaufen. Die zehn Minuten Weg genieße ich auffällig und unterwegs traue ich meinen Augen kaum. Hängt doch ein ganzes Paket Toilettenpapier an einem Fahrrad. Der Besitzer ist wohl gerade beim Bäcker und ich glaube wieder an das gute im Menschen. Im Lidl ist es ruhig und seltsam diszipliniert. Abstand halten und Rücksicht nehmen funktionieren ohne Wortwechsel, es funktioniert einfach und gut.
Wieder zu hause bastel ich weiter an Struktur für die nächsten Tage. Eine Liste mit Tätigkeiten für nächste Woche wird erstellt und ich fühle nicht nur Freude. Unter dem Oberpunkt Arbeit steht unter anderem auch DSGVO und das war schon in der Gruppe eine anästhesierende Erfahrung und wird alleine nicht viel belebender. Nach der List ist vor der List und ich baue noch an einer Sammlung für meinen nächsten Vlog. Da will ich mich einfach ein bisschen nützlich machen und fange schon mal an zu recherchieren. Überhaupt stelle ich meinen Nutzen gerade öfter in Frage und bin ganz froh wenn ich wenigstens mal bei Hausaufgaben helfen kann.
Der Rest vom Tag ist Wäsche waschen und beim Wäsche aufhängen ist auch das Wetter schön. Danach geht’s an die X-Box und wir schaffen es Cambridge aus der vierten Liga zu holen und 3 Pokale erspielen wir uns auch noch. Zum Abendbrot stopfe ich mir noch einen Kuchen in den Schlund und nehme ein Bad. Natürlich nicht gleichzeitig, da wird nur de Kuchen nass. Nach dem kuchenlosen Bad fange ich mit meiner List an und schreibe meinen ersten Blogeintrag. Während ich den Blog schreibe überlege ich schon wieder ob es klug ist morgen laufen zu gehen und freue mich darauf die Wäsche von der Leine zu holen während die Sonne scheint. Ich freue mich darauf etwas zu tun was mir, zumindest im Moment, als nützlich erscheint und werde mal wieder versuchen mich ein wenig weniger von Kuchen zu ernähren. Was ich tatsächlich schaffe, steht erst in einer Woche auf einer Liste und bis dahin hab ich ja noch eine Woche Zeit.