Es ist Montagabend, ich schlürfe meinen Früchtetee mit Honig
der eigentlich Kamillentee mit Honig sein soll und versuche noch mal einen
Blick auf die letzten Tage seit Mittwoch zu erhaschen. Drei Konzerte mit allem was
man sich so wünschen kann und ich merke schon bei Zeiten, was ich meine wenn
ich sage, ich bin zu alt für den Scheiß.
Mittwoch nach der Arbeit so gegen 19 Uhr.
Es klingelt und ich weiß auch schon wer das ist. Der
Dennis nämlich, mit dem ich heute ein gemeinsames Ziel habe. Das Haus Auensee.
Denn noch eine andere Partei hat das gleiche Ziel und ist auch schon da, um
nicht viel später für uns auf die Bühne zu steigen und schöne Musik für uns zu
spielen. Die Editors nämlich haben geladen zu einem Fest mit Gesang, Bier und
viele vielen anderen Leuten. Bevor das jedoch los geht, gehen wir erst mal los
und nehmen den Weg durch den Späti. Dort kaufe ich noch Zigaretten und
Naschwerk. (Naschwerk meint hier zwei kleine Flaschen Sekt die erst am Ende der
zweiten Flasche einen Geschmack annehmen wollen der mir nicht das Gesicht
verkrumpelt)
So geht es also los und auch bald schon rein und ehe ich
es mich versehe, hab ich auch schon das erste Bier in der Hand und richte mich
gen Bühne um zu gucken was die Vorband so vorhat. Die machen ganz frech Musik
und das auch gar nicht mal schlecht. Das Publikum beklatscht das dann auch ganz
anständig, nur ist eben zwischen dem Klatschen nicht viel los in Blickrichtung
der Musiker. Die hören dann auch bald auf und da kann man noch mal rauchen
gehen und Bier wegbringen, bevor die eigentliche Attraktion von der Bühne
musiziert.
Die kommen dann auch bald schon und da wird das Publikum
auch wach. Der Rest ist dann mitsingen, Bier holen und noch mal pinkeln gehen.
Schon schön, wenn man eine Lieblingsband mal so angucken kann wie sie sind auch
wenn das Bier gerne einige Lücken in den Details hinterlässt. Tom Smith bleibt
trotzdem im Gedächtnis und das hat er sich auch verdient. Ganz groß der Mann,
ganz groß.
Donnerstag ist doof weil das Bier mir von innen gegen den
Kopf getreten hat als ich geschlafen habe.
Freitag ist zwar müde aber auch der Arbeitstag geht
vorüber und abends geht es auch schon weiter mit Musik von der Bühne. Der Jan
holt mich pünktlich ab und weiter weg gibt es dann auch noch einen Parkplatz.
Frische Luft tut ja auch gut. Bier und Zigaretten sind heute gleich zu Hause
geblieben und Kaugummis machen ja auch Spaß im Mund. Zumal sich Steven Wilson
auch nicht besonders genießen lässt wenn man sich den Geist betäubt.
Die Theaterfabrik kennen wir beide nicht und laufen den
anderen Leuten hinterher, die auch richtig sind. Das Treppenhaus (oder auch
Foyer) macht erst mal einen sehr seltsamen Eindruck und man merkt, dass hier
die Hochkultur zu Hause sein will. Das geht dann oben auch weiter, wo man sich
nach Reihe und Sitzplatz positionieren muss. Konzerte im Sitzen sind natürlich
wenig Rock, aber das bin ich heute ja auch nicht und eigentlich ganz froh,
nicht stehen zu müssen. Gegen das schlecht Sehen, rucken wir unsere Stuhlreihe
noch ein wenig durch die Gegend und pünktlich kommt dann auch der Steven auf
die Bühne und fängt an uns zu begeistern. Das ist auch gut so, denn wir haben
einiges vor uns. Songs nicht unter sieben Minuten, die nicht nur perfekt
vorgetragen werden sondern auch recht eindrucksvoll zeigen was man mit
Instrumenten alles machen kann. Die Videoprojektionen hinter und vor die Bühne
tuen da ihren Teil zum Ganzen und nach 150 Minuten hab ich was erlebt, was ich
noch eine ganze Weile mit mir rumtragen werde. Da macht es auch wieder Sinn
wenn man die ganze Zeit sitzt. Da kann man nämlich zum Schluss aufstehen zum
Applaus um den Künstlern zu huldigen. Das haben dann auch alle gemacht und sich
dabei auch an der Länge der Songs orientiert. Inspiriert und verzückt ging es
dann auch bald nach Hause und ich muss noch ein schönes Wort finden für die
Laune die ich zum Ende des Tages hatte.
Der Samstag beginnt ziemlich früh, aber mit guter Laune
und schlechtem Wetter. Das durchkreuzt zwar meine Pläne aber auch nur für eine
halbe Stunde. Dann kann ich mich langsam zur ersten Station des Tages machen.
Lacrosse gucken, wo der Patty mit Helm und Netz am Stock sportlich über den
Platz fegt. Ich selber begnüge mich mit daneben stehen und Kamera in Richtung
Spielfeld halten. Mein Gebein macht ja schon seit zwei Wochen eher den Eindruck
rumliegen zu wollen und als ich der Bahn hinterher sprinte kommen die Signale
umso deutlicher. In der Bahn kann man zum Glück sitzen, wenn auch länger als
gedacht weil ein paar Pappnasen gegen eine Moschee demonstrieren die es noch
nicht mal gibt. Früh gegen die Islamisierung auf die Straße gehen und abends dann
RTL gucken. Also ich weiß warum ich mir Sorgen mache.
Zurück zum Spiel, denn der Sven kommt auch bald zum Gucken
und wir können über die Regeln rätseln und uns freuen, als der Patty und seine Freunde
mit den gleichen Klamotten gewinnen. Dann gesellt sich auch noch Martin dazu
und wir beginnen den Tag erst richtig. Kurz in die Stadt und dann gibt’s Bier
im Hinterhof. Dann gibt’s noch Bier in einer schönen Schenke, nachdem wir Martin
gegen Anett getauscht haben und weil wir ja Karten haben, geht’s zum Konzert. Also Patty und ich, Anett geht was Anderes
hören und der Sven kauft sich ein Bier.
Beim Konzert gibt es dann auch noch eine Überraschung. Zu
viel bezahlt haben wir nämlich und da gibt’s kein Geld zurück aber kleine
Geschenke. Supertoll. Als es dann auch los geht, kann ich schon nicht mehr
stehen und halte mich irgendwie an meiner Flasche fest. Das klappt auch noch
bei der zweiten Band und als die Rue Royal dann endlich von der Bühne singen,
schalte ich die Beine erst malm aus. Schöne Stimmen mit schöner Musik und
schönen Texten mobilisieren mich noch mal und ich singe auch alles mit was ich
kenne. Autogramme gibt’s auch noch und die letzte Band wird mit eine wenig
Applaus nach dem ersten Song auch schon verlassen.
Weil der Patty ja noch so ein junger Hüpfer ist, sind wir
dann auch gleich noch mal zum Sven und mit Martin, Ecki in einen schönen Pub,
der doch dolle an eine Hobbitwohnung erinnerte. Da wurde es dann auch schön
voll an unserem Tisch und es ist schon toll wen man alles treffen kann man mal
eine Weile beim Bier und fröhlichem Gelalle beisammen sitzt.
Der Nachhauseweg war dann ein Spaziergang, wenn auch die
Richtung nicht gleich klar war. Gut war es auf jeden Fall und das schon seit
Mittwoch.
Tom Smith ist toll.
Steven Wilson ist auch toll.
Und seine Musik ist toll.
Und seine Konzerte sind toll.
Rue Royal sind voll liebe Menschen.