Mittwoch, 26. Dezember 2018

Weihnachten von der Couch aus

Es ist wieder so weit. Draußen ist es kalt und der dicke Onkel von der Coca Cola Werbung kommt vorbei und bringt Geschenke. Die Christen sehen das zwar anders, muss man aber auch nach suchen um das zu sehen. Das kann dann natürlich jeder angehen wie er will auf jeden Fall herrscht Ruhe und das kommt nicht ungefähr. Die Welt draußen steht ein wenig still und diesem Stillstand kann man sich nur ganz schwer entziehen. Je nach Alter und Wohnhaft kann man sich bei einem Weihnachtssingen oder mit der Familie die Feiertage zurecht trinken. Das macht natürlich nur den wenigsten im Dreierpack Spaß und was dann übrig bleibt ist das Fernsehprogramm.

Da gerade keine Familie greifbar ist und das mit Weihnachtssingen auch nicht mehr zu erträglichen gehört, geht es bei mir gleich auf die Couch. Einen kleinen Umweg über den Lidl mach ich noch. Ein paar Notwendigkeiten für die Grundversorgung müssen gekauft werden und einen letzten Kontakt zur Menschheit kann ja auch nicht schaden.

24.12.
Ich bin zurück vom Lidl und ganz so als müsste ich mir ein Zeichen setzen wechsle ich die Jeans gegen eine Jogginghose. Die Jogginghose ist ja kein Kleidungsstück als solches. Ihre ursprüngliche Bedeutung als Sportkleidung ist über die Jahrhunderte verloren gegangen und wird nur noch von wenigen ernst genommen. Im Laufe der zeit hat sich die Jogginghose zu einem Kleidungsstück passend zur Couch entwickelt. In den eigenen vier Wänden wird dieses schludrige Beinkleid zu einem bequemen Begleiter für die kalten Tage und leistet gute Dienste. Woanders hat die Jogginghose nichts zu suchen. Selbst wenn ein Jogginghosen Hersteller sich einen seltsamen Namen gibt, den dann übergroß auf eine Jogginghose druckt und die dann für viel zu viel Geld verkauft ist es immer noch eine Jogginghose und keine richtige Kleidung. Wer das anders sieht kann das machen, ist aber im Unrecht.

Ich bin also auf der Couch und erwarte eigentlich nicht mehr viel vom Tag. Ich zappel durch das Fernsehprogramm und lasse mich von ein paar Weihnachtsklassikern berieseln, schalte ab und zu die X Box ein und versuche wenigstens eins von den After Eight Quadraten so zu teilen wie die es in der Werbung machen. Ich scheitere kläglich. Ich glaube den Fernsehmachern geht es da ähnlich. Sicher sind da ein paar schöne Filme dabei und selbst wenn ich den kleinen Lord schon zehn mal gesehen habe, schadet ein weiteres mal bestimmt nicht. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass auch nur einer der Verantwortlichen nur einen Funken Begeisterung in die Programmplanung gesteckt hat. Zu Offensichtlich ist der Repeat Button der auf so ziemlich allen Sendern gedrückt wurde. Viel zu zynisch kommen mir die Sendungen vor die da raus geschickt werden.
Weil ich eine Fernbedienung habe muss ich den Müll nicht gucken den die zeigen die wollen, dass wir Müll gucken und schaffe es irgendwie durch den Tag.


25.12.
Ich will Abwechslung und gehe nach dem Aufstehen erst mal laufen. Natürlich nicht in einer Jogginghose, das ist so neunziger. Wieder zu hause gibt es Obst zum Frühstück und weiter geht es mit der Glotze. Wann genau ich was gucke kann ich nicht mehr sagen. Ist auch gar nicht wichtig. Auf jeden Fall gibt es Teil 2 und 3 von Santa Clause. Die versuche ich jedes Jahr zu gucken. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel nicht. Den Film mag ich schon lange nicht mehr und das wird sich auch nicht ändern. Gegen Mittag gehe ich sogar mal spazieren. Eine Stunde lang den grauen Himmel genießen und Möwen angucken ist ja auch nicht schlecht. Da bekommt man mal den Kopf frei. Von der Couch aus funktioniert das nämlich nicht. Es ist wirklich schlimm. Ich würde gerne was sinnvolles oder kreatives machen. Doch so richtig will das nichts werden. Ich merke nur wie die Zeit immer ungenutzter vergeht und mein Leben an mir vorbei tröpfelt.
Abends kommt ein schöner Film, dann geht’s wieder.

26.12.
Ein Esstisch würde gut in mein Wohnzimmer passen. Da könnte ich dann dran sitzen und mich darüber aufregen, dass ich von hier den Fernseher nicht gut sehen kann. Ich würde den Tisch trotzdem gerne haben und daran arbeiten könne oder mit anderen Menschen Essen essen. Hauptsächlich arbeiten glaub ich, auf einer Couch kann man nicht gut arbeiten. Außer man ist im Couch Business unterwegs als Couchtester oder so. Da arbeitet man ja zwangsläufig auf einer Couch. Wenn man ein Couchkissen ist arbeitet man quasi auch auf einer Couch. Das könnte ich nicht. Den ganzen Tag auf einer Couch sein und nicht die Kontrolle über die Fernbedienung haben ist nichts für mich. Ich hab heute nicht nur ein mal alle Sender durchgezappelt ohne etwas zu finden. Das Schlimme ist ja, dass ich mir früh noch was für den Tag vornehme. Lesen zum Beispiel oder ein Bild malen, irgendwas eben. Wenn es dann ganz spät ist und dunkel merke ich, dass ich gar nichts geschafft habe. Kekse essen hilft da auch nicht.
Damit mein Tag nicht ganz so nutzlos zu Ende geht mache ich noch etwas Sport. Ich spiele Fruit Ninja mit der X Box. Dabei zerhackt man die virtuellen Früchte vor dem Fernseher mit wildem herumwedeln der Hände. Das ist Bewegen ohne Sinn und damit Sport. Nach einer halben Stunde ist mein Körper eine Waffe mit der Konsistenz einer Waffel. Ich bin eine Waffelwaffe.

Der Tag ist damit auch fast schon gelaufen und für das nächste Jahr muss ich mir unbedingt was vornehmen was auch ohne Fernseher funktioniert.




Sonntag, 9. Dezember 2018

Schmeckt wie Leberwurst

Es ist Sonntag, ich gucke Harry Potter und versuche die letzten Wochen zu sammeln und ein paar wenige erzählenswerte Erlebnisse zurecht zu erinnern. Das will so recht nicht gelingen und mir fällt ein, dass mein Blog ja so gar nicht funktioniert. Viel mehr ist es ja so, dass ich einfach immer dann schreibe wenn ich gerade Lust habe und ob sich das dann lohnt zu lesen ist ein Frage der Kunst. Kunst darf ja alles und langweilen gehört eben auch dazu.

Beim Thema Langweile komme ich gleich mal zu der gelebten Variante. Mehr oder weniger. Während ich als Kind sowohl beim Tennis als auch bei der Politik tiefste Langweile verspürte, hat sich das heute ein wenig geändert. Beides ist zumindest wo weit von Interesse wie ich mich davon betroffen fühle. Zumal ich im Laufe der Zeit beim Tennis die Regeln verstanden habe.
Da kein Tennis kam, hab ich also ein bisschen vom Parteitag der CDU geguckt. Mir ein bisschen, meine ich auch ein bisschen. Was deren dunkler Lord (also fast) zu sagen hatte, hat mich nämlich nicht wirklich interessiert. Der Herr Spahn hatte sich sicher nur verlaufen und gar nichts zu melden. Krampus dagegen hatte dann doch ein wenig Aufmerksamkeit von mir bekommen und das war schon unterhaltsam. Redet die Frau doch von einem Menschenbild mit dem C und der Partei als letztem Einhorn. Großartig, so viel Fantasie hätte ich der gar nicht zugetraut. Im Publikum sitzen dickwanstige alte Männer und lachen während die da oben so redet und das bringt schon mal ein Gefühl davon wo diese Volkspartei eigentlich zu finden ist.

Einen Tag später gibt es eine neue Versammlung. Diesmal bin ich wirklich dabei und gucke nicht nur durch den Fernseher zu. Der Weihnachtsmarkt ist ja nur mit sehr viel Weihnachtsstimmung und/oder Glühwein zu genießen. Da ich weder das eine hab noch das andere in mich rein schütten möchte, ist meine Stimmung doch eher verhalten als ich meine M vom Bahnhof abhole um uns gemeinsam dem bunten Treiben zu nähern. Der Weihnachtsmarkt ist ja schon sehr groß. Ich kann sicher nur schwer internationale Vergleiche ziehen und könnte mit meiner Behauptung auch ziemlich falsch liegen. Trotzdem sage ich mal es ist schon einer der größten Weihnachtsmärkte in Leipzig. Wir brauchen eine ganze Weile um von einem Ende zum anderen zu kommen und noch länger um uns ganz woanders, aber immer noch auf dem Weihnachtsmarkt, wieder zu finden. Bei der Größe ist es schon Beachtenswert, dass man sich immer mehr so vorkommt, als würde man durch ein Dèjá vu laufen. Weihnachtskram, Fressbude, Weihnachtskram und Fessbude wechseln sich ab mit Fressbude und Weihnachtskram. Dazwischen rempelnde Menschen mit ohne peripherem Blick und Kinder ohne irgendeinen Blick. Weil Weihnachten ist finde ich das alles trotzdem schön und kaufe mir fünf kleine Bienenwabenkerzen. Die spätere Suche nach einem passenden Kerzenständer bliebt ohne Erfolg. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

An einem anderen Tag kann ich eine andere Erfahrung sammeln. Schon von Berufswegen her bin ich ab und zu mal in der Lage Essen zu essen. Das ist natürlich nicht die eigentliche Aufgabe, wird hier aber auch nicht weiter diskutiert. An diesem Tag hatte ich also die Möglichkeit Escargot zu probieren.
Kurz zur Erklärung: Escargot ist nichts anderes als Weinbergschnecke. Dabei wird der Schneck oder die Schnecke nicht im eigen Haus serviert wie man glauben möchte sondern in kleinen Keramikpfännchen. Da hat jedes Tier einen eigenen Platz und wird mit zeug überbacken. Das kann man jetzt für eklig halten, ist aber auch nichts anderes als ein Stück von der Kuh in sich rein zu stopfen. Was mich allerdings verwundert hat, ist der doch recht profane Geschmack der wabbeligen Tiere. Die schmecken tatsächlich nach Leberwurst. Was das jetzt für den geneigten Gourmet bedeutet muss jeder für sich selber raus finden.

Jetzt ist immer noch Sonntag und ich habe meinen Abwasch geschafft, Sport gemacht und noch zwei Harry Potter Filme vor mir. Ach ja, einen Keks hab ich noch. So einen großen vom Bäcker. Den werd ich gleich in mich rein tun und dazu Tee trinken.

Der Keks mit meinen zwei Homies.