Donnerstag, 3. Oktober 2019

Laufen X

Es ist wieder mal so weit, ich trete meinen Schweinehund in die Kniekehle und lasse ihn einfach da liegen wo er zusammenbricht. Zeit zum laufen mit allen Nebenwirkungen und Konsequenzen. In drei Akten werde ich mein Erlebnis schildern und wenn jemandem etwas bekannt vorkommt, ist das nicht meine Schuld.

1. Akt – Vor dem Laufen
Der Wecker klingelt und ich tue erst mal nichts. Der Tag ist ein freier Tag und soll auch so behandelt werden. Der Blick aus dem Fenster zeigt nicht viel, weil es noch dunkel ist und ich haue mein Gesicht noch mal in mein Kissen. Da bleibt mein Gesicht auch noch eine Weile. Irgendwann stehe ich auf, putze mir die Zähne und lege mich auf die Couch. Von da aus kann ich auf den Fernseher gucken. Das macht mir Spaß und ich weiß noch nicht ob ich das ändern möchte.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich heute nicht ganz normal einfach so für mich laufen möchte, sondern zum parkrun wo das mehr Leute zusammen machen. Der geht um neun los und ich habe theoretisch noch die Möglichkeit das zu verpassen. Mit einem Ruck dessen Herkunft ich noch nicht genau deuten kann, stehe ich auf und ziehe mir meine Sportklamotten an. Laufunterhose, Laufsocken, Laufunterhemd, Laufhose in lang, Laufshirt, Laufhose in kurz, Kniedingsi damit das nicht auseinander fällt, Laufpullover, Laufmütze und noch ein bisschen Technik zur Unterhaltung und zum Messen meiner Zeiten und so Kram. Ein bisschen fühle ich mich schon wie ein Astronaut und gehe los.


2. Akt – Das Laufen
Der parkrun ist eine wöchentliche Veranstaltung bei der viele Leute 5 km laufen. Das macht nicht viel mehr Sinn als alleine zu laufen, aber viel mehr Spaß. Das Wetter ist gut zum laufen und ja es gibt Menschen die behaupten Zombie Apokalypse sei das einzige Wetter zum laufen, aber das ist mir egal. Wir gucken noch einen Baum an (Einheitsbuddeln googeln und mehr wissen) und schon geht es los.
Ganz viele Menschen laufen los und ich mitten drinnen. Die ersten Meter fühlen sich gut an und ich bin motiviert. Das Feld zieht sich recht flink auseinander und man kann alleine durch den Wald toben oder, so wie ich, einen Vordermann suchen der ein passendes Tempo läuft. Mein Laufpartner für heute trägt ein rotes Shirt und wir wechseln uns gegenseitig ab mit dem voran- und hinterherlaufen. Nach gar nicht so viel Strecke kommen mir die ersten Zweifel an meinem Körper und dem was er gerade macht. Ich denke darüber nach im Laub zu liegen, laufe trotzdem erst mal weiter. Ein gutes Stück Strecke später meldet sich mein Ehrgeiz und ich ziehe ein bisschen davon. Weiter vor mir laufen zwei und die will ich einholen. Das klappt auch ganz gut und ich habe wieder jemanden zum hinterherlaufen. Nicht viel später ist auch die erste Runde geschafft und ich denke wieder an mich und das Laub. Ab jetzt geht es Berg ab, das rote Shirt zieht an mir vorbei und weil ich das nicht ganz so lassen will, starte ich einen Versuch das noch mal zu ändern. Mein Kopf will das zwar, doch mein Körper hat arge Probleme damit. Da sind Schmerzen in den Beinen und ein Gefühl als hätte jemand Reißnägel in meine Lunge gekippt. Diverse Körperflüssigkeiten plätschern aus meinen Drüsen und ich habe viele Fragen. Warum mache ich das hier? Warum laufen wir nicht in der Nähe eines Krankenhauses? Wo kommt dieses helle Licht her? So was eben und ein bisschen kalt ist mir auch noch.
Der nächste Mensch vor mir ist ein junges Mädchen, die ihren Laufpartner schon hat liegen lassen und die jetzt auch nur noch Schrittgeschwindigkeit schafft. Ich ziehe, nicht viel schneller, an ihr vorbei und kriege noch einen Daumen. Der motiviert tatsächlich und ich schallte meinen runzligen Leib einfach mal auf stumm. Zu meiner Verwunderung kommt das junge Mädchen noch mal zurück und die Finalen Meter schaffen wir zusammen. Sie zieht sogar an mir vorbei und auch wenn mein Kopf sagt los, hat der Rest von mir einfach mal eine andere Meinung und ich komme in einem leichten Koma durch das Ziel.


3. Akt – Nach dem Laufen
Kurz nach dem Lauf reden das rote Shirt und ich noch ein bisschen über den Lauf, ich treffe noch ein paar Leute die ich kenne und bin tatsächlich ganz zufrieden mit mir. Wieder zu Hause lasse ich mich erst mal auf die Couch fallen und höre Radio. Damit fühle ich mich gleich auf zwei Ebenen alt. Als ich dann meine Rückenübungen mache gucke ich Rapunzel die Serie und fühle mich etwas jünger oder einfach nur seltsam, weiß noch nicht.
Später am Tag wasche ich noch Wäsche, hänge sie raus, bin genervt weil es regnet und kämpfe mit einem Iggy Pop Poster gegen eine riesige Spinne. Gut, es war kein richtiger Kampf, eher ein Konflikt. Tarantula war der Meinung jetzt hier zu wohnen und ich hatte da eben andere Ansichten. Mit Iggys Hilfe konnte ich Tarantula dazu überreden, ihren Wohnsitz nach draußen verlagern und hoffe einfach mal nicht, dass das Tier allzu nachtragend ist. Ohne Schweiß Leute, das Vieh war einfach mal so groß wie ein Kleinlaster oder so.
Jetzt sitze ich also hier, bin quasi ausgelaufen und warte auf Samstag. Da gibt es den nächsten parkrun und ein bisschen freuen tu ich mich ja schon.

Der Blick von Björn fasst den Text ganz zusammen.