Es ist wieder mal so weit, ich trete
meinen Schweinehund in die Kniekehle und lasse ihn einfach da liegen
wo er zusammenbricht. Zeit zum laufen mit allen Nebenwirkungen und
Konsequenzen. In drei Akten werde ich mein Erlebnis schildern und
wenn jemandem etwas bekannt vorkommt, ist das nicht meine Schuld.
1. Akt – Vor dem Laufen
Der Wecker klingelt und ich tue erst
mal nichts. Der Tag ist ein freier Tag und soll auch so behandelt
werden. Der Blick aus dem Fenster zeigt nicht viel, weil es noch
dunkel ist und ich haue mein Gesicht noch mal in mein Kissen. Da
bleibt mein Gesicht auch noch eine Weile. Irgendwann stehe ich auf,
putze mir die Zähne und lege mich auf die Couch. Von da aus kann ich
auf den Fernseher gucken. Das macht mir Spaß und ich weiß noch
nicht ob ich das ändern möchte.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich
heute nicht ganz normal einfach so für mich laufen möchte, sondern
zum parkrun wo das mehr Leute zusammen machen. Der geht um neun los
und ich habe theoretisch noch die Möglichkeit das zu verpassen. Mit
einem Ruck dessen Herkunft ich noch nicht genau deuten kann, stehe
ich auf und ziehe mir meine Sportklamotten an. Laufunterhose,
Laufsocken, Laufunterhemd, Laufhose in lang, Laufshirt, Laufhose in
kurz, Kniedingsi damit das nicht auseinander fällt, Laufpullover,
Laufmütze und noch ein bisschen Technik zur Unterhaltung und zum
Messen meiner Zeiten und so Kram. Ein bisschen fühle ich mich schon
wie ein Astronaut und gehe los.
2. Akt – Das Laufen
Der parkrun ist eine wöchentliche
Veranstaltung bei der viele Leute 5 km laufen. Das macht nicht viel
mehr Sinn als alleine zu laufen, aber viel mehr Spaß. Das Wetter ist
gut zum laufen und ja es gibt Menschen die behaupten Zombie
Apokalypse sei das einzige Wetter zum laufen, aber das ist mir egal.
Wir gucken noch einen Baum an (Einheitsbuddeln googeln und mehr
wissen) und schon geht es los.
Ganz viele Menschen laufen los und ich
mitten drinnen. Die ersten Meter fühlen sich gut an und ich bin
motiviert. Das Feld zieht sich recht flink auseinander und man kann
alleine durch den Wald toben oder, so wie ich, einen Vordermann
suchen der ein passendes Tempo läuft. Mein Laufpartner für heute
trägt ein rotes Shirt und wir wechseln uns gegenseitig ab mit dem
voran- und hinterherlaufen. Nach gar nicht so viel Strecke kommen mir
die ersten Zweifel an meinem Körper und dem was er gerade macht. Ich
denke darüber nach im Laub zu liegen, laufe trotzdem erst mal
weiter. Ein gutes Stück Strecke später meldet sich mein Ehrgeiz und
ich ziehe ein bisschen davon. Weiter vor mir laufen zwei und die will
ich einholen. Das klappt auch ganz gut und ich habe wieder jemanden
zum hinterherlaufen. Nicht viel später ist auch die erste Runde
geschafft und ich denke wieder an mich und das Laub. Ab jetzt geht es
Berg ab, das rote Shirt zieht an mir vorbei und weil ich das nicht
ganz so lassen will, starte ich einen Versuch das noch mal zu ändern.
Mein Kopf will das zwar, doch mein Körper hat arge Probleme damit.
Da sind Schmerzen in den Beinen und ein Gefühl als hätte jemand
Reißnägel in meine Lunge gekippt. Diverse Körperflüssigkeiten
plätschern aus meinen Drüsen und ich habe viele Fragen. Warum mache
ich das hier? Warum laufen wir nicht in der Nähe eines
Krankenhauses? Wo kommt dieses helle Licht her? So was eben und ein
bisschen kalt ist mir auch noch.
Der nächste Mensch vor mir ist ein
junges Mädchen, die ihren Laufpartner schon hat liegen lassen und
die jetzt auch nur noch Schrittgeschwindigkeit schafft. Ich ziehe,
nicht viel schneller, an ihr vorbei und kriege noch einen Daumen. Der
motiviert tatsächlich und ich schallte meinen runzligen Leib einfach
mal auf stumm. Zu meiner Verwunderung kommt das junge Mädchen noch
mal zurück und die Finalen Meter schaffen wir zusammen. Sie zieht
sogar an mir vorbei und auch wenn mein Kopf sagt los, hat der Rest
von mir einfach mal eine andere Meinung und ich komme in einem
leichten Koma durch das Ziel.
3. Akt – Nach dem Laufen
Kurz nach dem Lauf reden das rote Shirt
und ich noch ein bisschen über den Lauf, ich treffe noch ein paar
Leute die ich kenne und bin tatsächlich ganz zufrieden mit mir.
Wieder zu Hause lasse ich mich erst mal auf die Couch fallen und höre
Radio. Damit fühle ich mich gleich auf zwei Ebenen alt. Als ich dann
meine Rückenübungen mache gucke ich Rapunzel die Serie und fühle
mich etwas jünger oder einfach nur seltsam, weiß noch nicht.
Später am Tag wasche ich noch Wäsche,
hänge sie raus, bin genervt weil es regnet und kämpfe mit einem
Iggy Pop Poster gegen eine riesige Spinne. Gut, es war kein richtiger
Kampf, eher ein Konflikt. Tarantula war der Meinung jetzt hier zu
wohnen und ich hatte da eben andere Ansichten. Mit Iggys Hilfe konnte
ich Tarantula dazu überreden, ihren Wohnsitz nach draußen verlagern
und hoffe einfach mal nicht, dass das Tier allzu nachtragend ist.
Ohne Schweiß Leute, das Vieh war einfach mal so groß wie ein
Kleinlaster oder so.
Jetzt sitze ich also hier, bin quasi
ausgelaufen und warte auf Samstag. Da gibt es den nächsten parkrun
und ein bisschen freuen tu ich mich ja schon.
Der Blick von Björn fasst den Text ganz zusammen.