Weißt du noch – damit wird es
anfangen. Weißt du noch damals im Roxy – so wird es weiter gehen
und was dann kommt weiß jeder für sich am besten.
Weißt du noch damals im Roxy der
letzte Abend. Das Wetter war schön und wie früher haben wir uns
draußen vor der Tür versammelt und Stück für Stück kamen die
Leute eingetrudelt Wir hatten Getränke in der Hand und gute Laune.
Natürlich war es alles ein wenig anders als die Jahre zuvor. Wir
alle kamen etwas später, wir alle waren etwas ruhiger und einen
Kasten Bier hatte auch keiner mehr unter dem Arm. Die meisten hatten
sich auch schon länger nicht gesehen und nicht selten waren das auch
ein paar Jahre. Sicher, der ein oder andere hatte seinen
Aggregatzustand etwas geändert, von fest zu flauschig. Und trotzdem,
das Gefühl war da. Dieses Stückchen Freiheit, dieser eigene Platz
am Rand von Wolfen Nord. Dieser kleine Club der nur für uns da war
und den Spießern zeigte, wie sehr wir sie nicht brauchten. Diese
Räume die gefüllt waren mit Gitarren, Schlagzeug und Begeisterung,
mit guten Geschichten und schlechten Witzen. Dieses zweite zu Hause
für viele von uns und diese kleine Legende.
Wie immer war die Band gar nicht so
wichtig, da musste Roland erst mal raus kommen und kurz um
Aufmerksamkeit bitten damit er dann den Platz mit seiner Stimme
füllen konnte. „Wenn ich bitten darf, es geht gleich los. Also
alle rein hier.“, oder so ähnlich. Ein paar gingen dann auch rein
und weil es gar nicht so viele Leute braucht um den Saal zu füllen
war das auch ok und die Band konnte los legen, so wie es schon viele
Bands vor ihnen getan haben. Weil die Bands immer gute Bands waren,
dauerte es auch nicht lange und der Saal war tatsächlich voll. Eine
Ärzte Coverband ist sicher nicht typisch für den Roxy, aber eben
doch etwas auf dass sich viele einigen können und die Stimmung macht
da mit.
Nach ein paar Liedern ist dann erst mal
Ruhe. Da kommt Roland auf die Bühne und will noch mal was sagen.
Weil es passt wird er Ärzte Songs zitieren, er wird dabei ein wenig
zu laut sein und es ernst meinen. Als am Ende seine Stimme bricht und
jeder im Raum hören kann, was dieser Roxy für diesen, nie wirklich
alten, Mann bedeutet ist das Respekt den ich sicher nicht als
einziger fühle. Dem Applaus geht der dann folgt geht er auch gekonnt
aus dem Weg.
Traurig ist heute Abend niemand.
Peinlich berührt als man die alten Fotos sieht, ein wenig in Sorge
ob man denn alle auch jemals wieder sieht und erleichtert noch mal
hier gewesen zu sein, das ist alles vertreten. Der Roxy macht
vielleicht zu und das Gebäude wird abgerissen, aber das macht
nichts. Der Roxy ist ja nichts was ein Mann mit Bagger und
Schraubenzieher mal gebaut hat. Der Roxy ist eine Idee, eine Zeit und
Geschichten an die wir uns nur ab und zu mal erinnern müssen und da
reicht schon ein – Weißt du noch.
Das da jetzt sehr viel Pathos dabei
war, hab ich auch gemerkt. Kann ich doch nix für wenn das so ist.
Ich bin nur der Erzähler. Natürlich könnte man jetzt denken, das
da oben ist ein Abschied, dem ist aber nicht so. Viel mehr ist es
eine Verlagerung. Ich bin ja dafür, alle paar Jahre ein
„Klassentreffen“ zu machen. Da können wir gucken wer wie viel
zugenommen hat, wer die Kinder in die Welt geploppt hat und ob Sven
wieder in der Fuhne schwimmen war. Wer jetzt vor Schadenfreude lacht,
bitte den Arm heben wer noch nicht kurz oder lang im Gebüsch gelegen
oder im oder am Roxy mit seiner „Müdigkeit“ gekämpft hat. Da
wird es schon dünn. Egal auch ich sag mal keep on rocking und
schließe diesen Text mit zwei Zitaten aus dem Roxy, die ich nicht
mehr los werde.
„Wenn das Kind in den
Brunnen gefallen ist und man sieht es lebt noch,
dann holt man es eben
wieder raus.“
Günther Herder
„Berluc? Die waren zu
DDR-Zeiten schon scheiße.“
Roland Hentschel