Buchmesse - Tag 1
Früh
Es geht los wie es immer los geht, ich
stehe auf. Gehe ins Bad und komme wieder raus aus dem Bad. Ich mache
mir Frühstück und das stimmt so nicht ganz. Eine Banane und einen
Apfel von der Küche ins Wohnzimmer zu bringen und dort dann zu essen
ist ja nicht ganz Frühstück machen im klassischen Sinne. In zwanzig
Jahren wird man das sicher anders sehen. Da machen alles die
Maschinen und man bekommt früh einen Smoothie aus Leberwurst und
Haferflocken hingestellt. Da ist Obst aus der Küche holen schon wie
Frühstück machen.
Beim Frühstück gucke ich das
Morgenmagazin und könnte mir schon mal überlegen was ich mir alles
auf der Buchmesse anschauen will, mache ich aber nicht. Zumindest
kommt ein interessanter Bericht über Axel Ranisch, das wird später
noch wichtig.
Der Messeführer den ich habe, machte
es einem einfach nicht besonders leicht überhaupt etwas zu finden,
da lasse ich das gleich ganz bleiben und sehe einfach wo der Wind
mich hinträgt.
Später
Das Wetter macht ganz gut mit und ich
bekomme auch einen Sitzplatz in der S-Bahn. So ein Sitzplatz ist
schon cool, zumindest für die nächsten sieben Minuten die es bis
zur Messe braucht. Ahnungslos und gut gelaunt sehe ich die
Messehallen vor mir. Wie sie da stehen, die großen Brotkastenwale
aus Glas und Stahl und nur darauf warten uns in ihre Bäuche zu
lassen um uns die neuesten Informationen rund um das Thema Bücher,
Hörbücher, Bilderbücher, Comics, Mangas, Literatur, Zeitschriften,
Verlagswesen und so Kram zu vermitteln. Weil es noch viel zu früh
ist um sich überhaupt was vermitteln zu lassen, die Hallen sind ja
noch zu und machen erst in einer halben Stunde auf, schlurfe ich
durch die Glashalle. Beim 3sat-Stand bleibe ich kurz stehen und
schaue was die so vorhaben und wie es der Zufall will, kommt eben
jener Axel Ranisch, der aus dem Morgenmagazin, in zehn Minuten hier
her zum Interview. Nicht nur weil nichts los ist sondern weil der
mich wirklich interessiert, bleibe ich stehen und höre mir an was er
zu sagen hat. Wenig sinnvoll hier jetzt eine Rekonstruktion zu
versuchen, es ging halt um ihn, seine Arbeit und sein Buch. Essenz
der fünfundzwanzig Minuten Fragen und Antworten, der Typ ist eine
coole Sau und sein Buch will ich jetzt auch haben. Was noch raus
kommt, ist dass er der Regisseur des schlechtesten Tatorts aller
Zeiten ist und weil die Bildzeitung das so titelte, muss ich den
jetzt unbedingt mal gucken.
Das mit der coolen Sau kann ich mir
zehn Minuten später bestätigen lassen. Da finde ich ihn bei seinem
Verlag und nerve ihn genau drei mal. Erst frage ich wo sein Buch ist,
dann ob man es kaufen kann und zum Schluss gibt’s noch ein
Autogramm mit bisschen Quatschen. Ich glaube der hat sich wirklich
gefreut mit mir zu reden und mir auch erzählt, dass seine Tatorte
auch Freunde gefunden haben und überhaupt hat der Mann eine gute
Laune verbreitet, im Ferienlager wäre der jedes Jahr zum
Lieblingsbetreuer gewählt worden.
So gegen Mittag glaube ich
Überall mal gucken und von einem Stand
für koreanische Druckerzeugnisse eine schöne Broschüre
mitgenommen, dabei auch noch daran gescheitert, zu erklären warum
ich glaube, dass die Asiaten den Kram einfach besser drauf haben als
alle anderen. Zu meiner Verteidigung, ich habe das auf englisch
versucht.
Dann kommt wieder so eine Phase, wo ich
denke, dass ich keine Ahnung habe was ich hier mache und damit auch
der einzige bin. Selbst wenn die Hallen voll sind mit Teenagern die
nur hier rumlaufen weil es der Lehrer so will. Irgendwann komme ich
am schwarzen Sofa in der“Mangahalle“ vorbei und bleibe stehen. Da
gibt es gerade ein Quiz zu Thema Comics und die Fragen sind echt
knackig. Der Kandidat kann sich mit seinem Bauchgefühl ein wenig
durch die Fragen quetschen und ein paar Comics mit nehmen. Noch
während des Quiz wird eine Couch frei. Ja für die Zuschauer gibt es
Couche, während das schwarze Sofa aus zwei Sesseln besteht. Das
wundert mich aber auch nicht weiter, weil das Publikum auch nur aus
Kids besteht die wohl nichts weiter zu tun haben und wenig Interesse
am Comicquiz zeigen. Das wiederum kommt mir zugute und als ein
nächster Kandidat gesucht wird, falle ich durch wildes Winken nicht
nur auf, sondern bin auch noch einer von Zweien der überhaupt Lust
hat. Ich werde erwählt und unter tosendem Applaus von Zweien die
ganz vorne sitzen, der eine war der Kandidat vor mir, nehme ich Platz
auf einem der schwarzen Sessel und stelle mich den Fragen. Welche
Fragen das jetzt genau waren, weiß ich natürlich nicht mehr. Ich
hab ja auch die Antworten nicht wirklich aus meinem mangelhaftem
Wissen schöpfen können und trotzdem vier von fünf richtig. Ein
bisschen Glück und ein wenig Ahnung, haben mir geholfen die
richtigen Antworten raus zu picken und nur weil die letzte Antwort
Pinguin war, konnte ich den Hauptpreis nicht mit nach hause nehmen.
Was jetzt auch nicht so schlecht war, weil ich den riesigen Spion
Spion Band gar nicht mehr hätte tragen wollen.
Zu tragen hab ich ja schon genug, nicht
nur meine gewonnen Comics und das Buch von Axel, ja wir haben du
gesagt, sondern auch noch das ein oder andere Mitnehmdingsi. Die
Koreaner sind da wieder ganz vorne dabei und haben extra große Hefte
mit allerlei bunten Bildern rund um das Thema traditioneller Tanz.
Dazu gibt’s noch einen Bildband der ein bisschen kleiner, aber eben
ein richtiges Buch ist und den Rucksack auch nicht leichter macht.
Beim koreanischen Stand bin ich überhaupt sehr gerne, der sieht
nicht nur gut aus, die zeigen einfach wie es geht. Da sind
freundliche Menschen die dir trotz Sprachbarriere weiter helfen
wollen und immer ein Lächeln übrig haben. Andere Verlage und Länder
gucken gleich so als würden sie nichts mit dir zu tun haben wollen
oder reden nur mit sich selber während sie ihre Gebäckmischung aus
dem Lidl in sich rein stopfen. Die meisten allerdings sind nett.
Nachmittag
Ich hab zwar was zu essen mit, vergesse
aber es zu benutzen. Das nimmt mein Körper mir übel und quittiert
das mit Kopfschmerzen. Weil ich eh schon alles gesehen habe, geht’s
für mich eben nach hause. Rein in die Bahn und am Hauptbahnhof sehe
ich meine Anschlussbahn auch schon weg fahren. Weil meine Bahn aber
weiter zum Leuschnerplatz fährt, habe ich dort die Möglichkeit
meiner nächsten Anschlussbahn beim wegfahren hinterher zu winken.
Was für ein Tag. Eine halbe Stunde später liege ich auf meiner
Couch und schlafe bei der Hälfte vom neuen Thor Film ein. Nicht weil
der schlecht ist, ich bin einfach fertig. Der Rest ist dann Thor
weiter gucken und Bett. Der nächste Tag auf der Buchmesse ist ja
schon in Sicht.
Das autografierte Buch von Axel Ranisch
"Nackt über Berlin"
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