Montag, 25. Dezember 2017

Patient 0

Tag 1

Kopfweh, ein Gefühl von Schwäche und überhaupt ein Unwohlsein, dass sich nicht gut anfühlt. Jeder der nur ein bisschen Ahnung von so Sachen hat, weiß was ich meine. Ich bin Patient 0 für eine Zombieapokalypse und werde die Welt in einen langsam laufenden und andere Menschen essenden Abgrund reißen. Natürlich nur so weit, dass es noch genug Menschen gibt die sich mit sich und ihren Konflikten untereinander beschäftigen können. Denn selbst wenn es nur noch wenige Menschen gibt und die eigentlich genug damit zu tun hätten sich gegen die Zombies zu wehren und überhaupt zu überleben, die finden schon noch einen Grund sich gegenseitig nicht zu mögen.
Aber zum Anfang. Ich liege also hier und fühle mich nicht wohl. Der Körper tut komisch und kann sich nicht entscheiden zwischen Magengrummeln und Fieber, während er mich immer wieder auf Toilette schickt. Sicher werden jetzt einige Hobbymediziner da draußen eine ganz eigene Diagnose parat haben und mir lieber eine Erkältung, Mums oder eine Schwangerschaft unterjubeln. Das ist natürlich alles Unsinn. Erkältung kann ja schon aus unterschiedlichsten Gründen ausgeschlossen werden, Mums sieht anders aus und wenn ich schwanger wäre würde ich ja Heißhunger auf Fisch mit Marmelade auf Lockenwickler mit Bratensoße haben. Hab ich aber nicht. Hab Hunger auf weiß nicht was, weiß nur, dass ich nicht mag was ich so in mich tue. Nicht mal Kekse gehen. Das kann nur heißen, dass ich Hunger auf etwas habe was ich so noch nicht kenne und das muss dann Gehirn sein. Natürlich hab ich selber Gehirn, schon seit Jahren. Ist nur im Kopf und da komm ich mit dem Mund ganz schlecht ran, kann also nicht abbeißen oder dran lecken oder so um mich von meinen neuen Gelüsten zu überzeugen. Ich bin mir trotzdem sicher, dass ich in den nächsten Tagen los ziehe und fremden Leuten in den Kopf beißen werde.
Bis das so weit ist leide ich erst mal still und leise auf meiner Couch. Das ist nämlich so eine Grundregel bei einem Patienten 0. Wenn ich merke ich brüte eine Seuche aus, dann sag ich es niemandem und lass es schön brüten.

Tag 2

Früh aufstehen ist an sich schon kein Zuckerschlecken. Heute macht es mal extra keinen Spaß. Körper macht aua und bäh und ich bin mir nun ganz sicher, dass ich den Virus in mir trage der alles, aber auch wirklich alles vernichten wird. Weil ich Klischees zwar mag, aber in Filmen nicht leiden kann wenn sie einer vernünftigen Handlung im Weg stehen, begebe ich mich doch in professionelle Hände. Beim Arzt sind sie nett zu mir, haben ja noch keine Ahnung, dass ich das Ende der Menschheit in mir trage. Die Frau Doktor diagnostiziert natürlich eine Grippe. Ich versuche gar nicht erst sie davon ab zu bringen. Man müsste schon ein erfahrener Virologe und Zombieforscher sein um mein Problem erkennen zu können und da stellt sich die Kasse einfach quer. Kann man nichts machen.
Wieder zu hause entwickle ich einen ganz seltsamen Hunger auf Nichts und dann Kekse, dann Schokokram und dann wieder nichts. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Von meiner Couch aus, versuche ich die Welt kurz vor dem Abgrund noch zu retten. Weiß nur noch nicht wie und suche auf dem Disney Channel und Nick nach Lösungsansätzen. Eine schwierige und undankbare Aufgabe, aber einer muss sie ja machen.

Tag 3

Euer Ende ist nah. Das sollte Euch bewusste sein. Ihr könnte Euch ja schon mal darauf einrichten und eben das machen was man so tut, wenn die Welt untergeht. Den Liebsten sagen, dass man sie liebt. Den Blödmännern sagen, dass man sie nicht leiden kann. Allen anderen nichts sagen, weil das nur Zeit kostet und zu nichts führt.
Weil Samstag ist und morgen Weihnachten, kriege ich sogar ein Geschenk. Ein Rubik´s Würfel an dem ich schon ganz gut meinen Verfall ablesen kann. Grundeinstellung ist ja, dass er auf allen Seiten die gleiche Farbe hat, so wie es auch sein soll. Ich verknorkel das Teil erst mal und habe jetzt eine Herausforderung vor mir. Ich schaue mir das Ganze an und gebe Auf. Mein Gehirn ist dazu wohl nicht mehr in der Lage. Ich mache das was Zombies eben machen und gucke Privatsender.

Tag 4

Es ist Weihnachten und ich beginne Tag wie schon die letzten mit Aufstehen. Meine Kräfte scheinen zu schwinden, ich muss wohl langsam etwas Gehirn essen.
Weil das zu Weihnachten eben so ist, fahr ich zur Mutti und mache dort Weihnachtssachen. Geschenke schenken, Geschenke geschenkt bekommen, Weihnachtsfilme gucken und Essen essen. Dabei merke ich wieder, wie mein Körper die konventionelle Nahrung abstößt. Obwohl ich nur wenige Kilo Kartoffelsalat mit Würstchen esse, fängt mein Körper an die Nahrung abzustoßen. Das wird ganz klar ersichtlich durch die unnatürliche Auswölbung im Bereich des Bauchis. Es braucht eine Weil bis mein Körper mit diesem Ballast fertig wird. Kuchendinger mit Pudding bestätigen allerdings meine Theorie und ich muss mich jetzt wirklich nach einer neuen Nahrungsquelle umsehen. Viele werden jetzt sagen: „Da draußen gibt es doch genug Gehirn, da muss man sich doch nur bedienen.“ Klar das kann man schon so sehen. Die Leute sind da allerdings echt voll die Arschies. „Das ist mein Gehirn, das brauch ich noch.“ Heißt es dann. „Aua nimm deinen Löffel aus meinem Kopf.“ Oder der Klassiker. „Nicht beim ersten Date.“
Wie es mir damit geht will ja wieder keiner wissen.
So, weil ja immer noch Weihnachten ist, werde ich meine Nahrungsversuche fortführen und gucken ob Baumkuchen, Currywurst oder Wackelpudding meinen Gehirnbedarf decken können. Eins ist natürlich noch zu erwähnen. Ihr müsst mich aufheben und gut behandeln, als Patient 0 bin ich auch der Schlüssel zu Eurer Heilung.

Sehen kann man noch nichts.

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