Donnerstag, 19. Dezember 2013

Eine Odyssey



Montag ganz doll früh:
Ich wache auf und freue mich auf einen schönen Tag. Bevor ich mich aber zu Ende freuen kann, kommt auch schon mein Körper um die Ecke und macht mir klar, dass da nix draus wird. Die Nase lässt keine Luft mehr rein und nur noch Schnupfen raus und gleich hinter meinem Gesicht merke ich wie alles mich mit Wehtun beschäftigt. Der Kopf macht da auch noch mit und langsam bekomme ich den Verdacht ich fühle mich nicht wohl.

Später:
Küchenrolle kann unheimlich hart werden wenn die Nase nicht mit auslaufen aufhören will. Man könnte meinen sie wäre ein Auslaufmodel, aber das wäre ja ein ganz schrecklicher Wortwitz. Damit ich mich meiner Situation schnellstmöglich entziehen kann, decke ich mich erst mal Menthol für Körper und Badewanne ein und später gibt’s noch Schlafen in der Flasche, damit ich schon am nächsten Morgen wieder munter und frisch durch die Gegend springen kann. Damit das auch alles klappt, verschwinde ich 20 Uhr im Bett und freue mich auf meine Genesung.


22:00 Uhr:
Fick dich Wick Medinait. Zehn Stunden schlafen soll ich hat die gesagt. Das hilft hat die gesagt. Acht Euro Fünfundneunzig hat die gesagt. Ich bin dann mal offiziell enttäuscht und verliere meinen Glauben in all die Produkte die mich in meinen Kindertagen im Fernsehen begleitet haben.

Dienstag ganz doll früh:
Was gestern noch hinter dem Gesicht los war, tobt sich heute schon bin weiter unten aus und ich suche nach einer Alternative zum Atmen. Das tut nämlich weh und lässt sich trotzdem nicht vermeiden. Klasse gemacht Evolution ganz tolle Sache.
Und mein Schlafzimmer sieht aus wie bei einem Teenager der gerade rausgefunden hat, was man alles mit sich spielen kann wenn keiner guckt.
Ich schleife mich also zum Onkel Doktor und da kommt meine Nase auch gleich mit einem neuen Trend um die Ecke. Bluten und nicht aufhören wollen. Das finde ich nicht so toll und überlege mir schon einen Kompromiss. Ich werde die Nase einmal im Monat bluten lassen und wären dieser Zeit werde ich dann unleidlich sein und nur Süßkram futtern.
Der Onkel Doktor ist dann auch ganz gut drauf und verschreibt Hausmittel, Antibiotika und noch was gegen das ganze Aua. Blut aus meinem Arm lasse ich auch noch da und ich kann mit einem Gefühl der Bestätigung zurück auf meine Couch, die für die nächsten Tage mein Lebensraum sein wird.
Vorher geht’s aber noch kurz zur Post wo ich ein wenig Weihnachten verschicke und zum Aldi, wo ich mir meinen Nahrungsplan für die nächsten Tage in den Korb werfe. Apfelmus, Hühnerbrühe und Schokolade. Bilden dabei die Eckpfeiler einer gesunden Ernährung.

Dienstag irgendwann am Tag:
Ich atme salzigen Kamillentee, meine Nase fühlt sich an wie ein ausgetrocknetes Flussbett, meine Schere ist kaputt und irgendwann kommt der Ablesemensch für das Wasser und merkt, dass meine Kaltwasseruhr nicht mitmacht. Nebenbei lerne ich noch etwas über Munch und seinen Schrei und ich könnte zu der Erkenntnis kommen, krank sein ist wie Urlaub. Nur fühlt man sich anders, sieht anders aus und schmeckt auch anders. Ob ich anders rieche weiß ich nicht, meine Nase ist ja dicht. Ich gehe aber davon aus.


Mittwoch auch voll früh:
Ich bin ja der Meinung, schlafen ist die beste Medizin, aber der Fachmann hat mir eben auch diese Tabletten verschrieben, die nicht viel kleiner als ein U-Boot sind und immer früh vor dem Essen runtergewürgt werden müssen. Da sitze ich also da, gucke Arte und löffele mein Apfelmus. Was für ein Leben. Bevor ich mich komplett in meinen Tag also auf meine Couch werfe, gönne ich mir noch einen kurzen Spaziergang um dringend notwendige Presseerzeugnisse und Orangen zu kaufen. Ab dann gibt es X-Men und Autos kaputt fahren.

Donnerstag und ja es ist früh:
Aufstehen, scheiße fühlen und das Beste draus machen. Tablette rein kloppen. Neues Apfelmus besorgen und auf die Post warten, die dann doch nicht kommt. Arte gucken und auf den Tag warten. Der beginnt dann so gegen 11 und ergibt sich in einem Ausflug zum Arbeitsplatz. Da gebe ich den gelben Schein ab und schaue noch mal im Büro vorbei, wo ich Mitleid haben möchte. Bei der Gelegenheit kann ich gleich meinen Beitrag zum Wichteln abgeben und der Pia den Auftrag geben meine Vertretung zu sein, wenn es darum geht die Pakete und Päckchen hin und her zu schieben.

Auf dem Weg zurück auf die Couch gucke ich noch kurz nach Möglichkeiten für zu Hause um mich von der Langweile fernzuhalten. Wie weit es mit mir schon gekommen ist, merke ich erst als ich mir eine 1000 Teile Puzzle mit Indiana Jones drauf kaufe. Das war zwar im Angebot, ist aber trotzdem ein deutliches Signal. Ich werde mich wohl schnellstmöglich an das Puzzle setzen und mal gucken wo ich zehn bis fünfzehn Katzen herbekomme. Warum noch länger warten, wenn das Leben einen einholt. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen