Der Anfang war also gemacht. Der erste
Tag auf der LBM war gestern, ich hatte schlechte Laune und einen
Plan. Den Morgen überspringe ich mal und wir begeben uns gleich in
die Glashalle der Messe. Kurz vor dem Drehkreuz, dass mir den Einlass
gewähren soll, zücke ich mein kluges Phon, suche das richtige Bild,
halte es unter das Ding von der Kasse und warte auf einen Pipsumm der
zusammen mit einem grünen Licht die Pforte als offen kennzeichnet.
Alles klappt, ich gehe durch und mein erstes Ziel ist nur ganz wenige
Schritte weiter.
„Haben sie so etwas wie ein
Fundbüro?“ Fragt der nicht mehr ganz so junge Mann mit etwas
Hoffnung und einer großen Menge Zweifel in der Stimme.
„Ja haben wir. Was suchen Sie denn?“
Fragt die junge Frau mit dem kompetenten Blick und wird auch gleich
von zwei Kollegen unterbrochen. Die wollen etwas fragen und der nicht
mehr ganz so junge Mann ist erst mal abgeschrieben.
Er wartet und schaut zu wie
Informationen ausgetauscht werden. Es ist nicht interessant.
„So, da bin ich wieder.“ Witzelt
die kompetente Frau und wendet sich wieder dem nicht mehr ganz so
jungen Mann zu. „Was hatten sie noch gleich verloren?“
Der nicht mehr ganz so junge Mann
beschreibt seinen Verlust und nach einigen Ergänzungen hat der
Computer die passende Information. Der nicht mehr ganz so junge Mann
kriegt noch gesagt wo das Fundbüro zu finden ist (hier wäre jetzt
die Chance auf einen schlimmen Wortwitz gewesen, das wollte ich
nicht) und eilt lächelnd zur helfenden Einrichtung.
Dort angekommen schilder der nicht mehr
ganz so junge Mann erneut seinen Fall und ein nette Frau ist
hilfsbereit und zaubert eben jenen verlustigen Gegenstand unter dem
Tresen hervor. Der nicht mehr ganz so junge Mann muss nur noch bei
„Unterschrift Verlierer“ unterschreiben und empfindet das als
gerechte Strafe.
Als der nicht mehr ganz so junge Mann
das Fundbüro verlässt ist die Welt eine andere. Die Drachen haben
die Herrschaft übernommen und lassen sich in großen Bollerwagen
durch die Gegend ziehen. Dabei müssen die Menschen ihnen Leckereien
und ernst gemeinte Komplimente zuwerfen bis die Drachen genug haben
und sich auf einem Spielplatz sammeln um abzuhängen und zu rauchen.
Das mit den Drachen stimmt natürlich
nicht. Das andere schon. Ich hab also mein Objektiv zurück und bin
glücklich auf der Buchmesse. Das kann ich auch noch eine Weile
genießen bis es richtig los geht. Ich schlurfe wieder umher und auch
die Männer auf Autogrammjagd sind wieder da. Nach einer Weile
herumlungern frag ich sie dann doch was sie da genau machen und
erfahre, dass sie hier nur zum Anfang warten und dann einem Plan
nachgehen wann und wo sie sich welches Werk signieren lassen. Die
beiden sind echt nett und ich bewundere dieses Gegenteil von
Planlosigkeit.
Ich selber bin auch nicht ganz planlos.
Da der Dirk von L heute aus seinem Buch liest, habe ich ein Ziel und
das wird verfolgt.
Schritt 1: Buch kaufen um das dann
signieren zu lassen.
Das ist nicht schwer. Nur durch Halle 3
in Halle 5, da zum KiWi Stand und Buch gekauft.
Schritt 2: Lesung besuchen und
angucken.
Auch nicht schwer. Als geübter Groupie
bin ich schon ein Interview vorher da und sichere mir einen Platz
weiter vorne. Das ist auch nicht langweilig und die Zeit vergeht ganz
gut.
Schritt 3: Die Lesung
Da muss ich fast nix machen. Einfach
weiter sitzen bleiben und gucken was die erzählen. Autogramme gibt’s
später um die Ecke.
Schritt 4: Um die Ecke gehen.
Gar nicht so leicht. Irgendwie ist
dieses Prinzip von „zuerst raus dann rein“ nicht so bekannt und
die Menschen suchen nach Platz wo noch andere Menschen sind und alle
verknäulen sich ineinander bis wir nur noch eine große Masse sind
die aussieht wie eine Ente mit Pullover. Nur durch einen kurzen
Wechsel der Dimensionen entkomme ich und kann da hin gehen wo mein
Buch beschrieben wird.
Schritt 5: Autogramm holen.
Auch nicht so leicht. Meine Stimme
scheint im Gebrummel der Massen unterzugehen und ich brauche drei
Anläufe um meinen Namen auf das Papier bringen zu lassen. Nur der
Vorname wohl gemerkt. Ein netter Mensch macht dann noch die Fotos und
ich bin noch mal glücklich.
Den Rest vom Tag laufe ich noch ein
bisschen durch die Gegend und treffe Menschen die ich mag. Ich
bekomme sogar noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk, einen
kleinen Häkelhulk der jetzt bei Fingerpuppe Robin und Fingerpuppe
Spiderman bei mir im Regal wohnt.
Bis ich gehe mache ich noch ein paar
ganz viele Fotos und freue mich schon auf meine Couch. Auch wenn es
sich nicht so liest, hab ich mir die verdient.
Als Kontrastprogramm zur Buchmesse
gucke ich Filme die nicht viel mit hoher Kultur zu tun haben. Zuerst
die Mumie Teil Vier oder so. Auf jeden Fall das Reboot mit Tom Cruise
und der Streifen ist echt ganz doll nicht gut. Also die Art von nicht
gut wo man sich immer ärgert, dass die das versaut haben weil man
dann keinen besseren zweiten Teil bekommt.
Den nächsten Tag nehme ich mir frei
von der Buchmesse und freue mich schon drauf im Bett liegen zu
bleiben.
Dirk von L
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