Montag, 25. März 2019

LBM 2019 Tag 1

Ich verstehe ha Menschen nicht, die sich nicht das ganze Jahr auf die Buchmesse freuen und dann ganz früh aufstehen um pünktlich zu sein zum großen Ding Dong, der die Messe eröffnet. Bis zum großen Ding Dong ist allerdings noch ein bisschen Zeit.
Zuerst muss ich mal aufstehen. Das ist gar nicht so einfach wenn man keine Lust hat und ich zögere den ersten Schritt aus dem Bett noch eine Weile hinaus. Das ist natürlich nicht besonders spannend und wir springen gleich ein wenig nach vorne. Straßenbahn und Zug bilden eine Einheit und schon eine Stunde bevor das große Ding Dong ertönt bin ich in der Messehalle und darf mal eben den bitteren Geschmack der Panik kosten. Das Ticket, dass ich mir ausgedruckt habe will mich nicht durch die Messetore bringen und der kundige Blick eines der Torwächters bringt auch zu tage warum.
„Das ist von 2018.“ sagt er, hat damit seine Arbeit getan und verschwindet wieder da hin von wo er gekommen war. Mit Adrenalin für zwei im Körper und ganz schlimmen Worten auf den Lippen bemühe ich mein schlaues Mobilofon und komme doch noch an mein Ziel. Die Pforten öffnen sich und der Torwächter grüßt freundlich als würden wir uns zum ersten mal sehen. Ich denke ja langsam das sind alles Roboter. Freundliche Roboter, aber eben Roboter.
Viel Zeit hat mein nicht rein kommen, Panik kriegen und dann doch rein kommen nicht gebraucht und ich schlurfe ein bisschen motiviert durch die Glashalle um mich mal zu orientieren. Was eigentlich Quatsch ist, sieht ja doch alles gleich aus, so wie im letzten Jahr und im Jahr davor und so weiter und so. Das stimmt natürlich nicht und ich gucke erst mal doof aus der Wäsche. Auch wenn ich es nicht zu hundert Prozent garantieren kann, bin ich doch der Meinung hier an der Stelle wo ein Stand mit Süßigkeiten wohnt im letzten Jahr noch was mit Kultur gesehen zu haben. Was soll das frag ich mich und schlendere einfach mal weiter um die Reste von dem zu entdecken das der Bonbonhändler noch übrig gelassen hat.
Lange dauert das natürlich nicht. arte und mdr haben sich schon ein paar Schritte weiter versammelt um dem buchwurmigen Fernsehzuschauer einen Platz zum Gucken und belesen werden zu bieten. Da kommen im halbe Stunde Takt Leute auf kleine Bühnen und dürfen über ihr geschriebenes Wort berichten. Auf der Liste der Berichterstatter ist auch der Dirk und das freut mich. Näheres dazu gibt’s im zweiten Teil.
Mit dem Schlendern bin ich bald durch und suche mir einen Sitzplatz zum sitzen. Ein paar Schritte nebenan fallen mit zwei Menschen auf die am Rande des Menschenstroms mit geöffneten Werken auf Literaten warten um beim Erblicken eben jener in den Strom zu tauchen und einem Raubfisch gleich ein Signum ihrer Drucke einzufordern. Mehr gibt es nicht zu sehen.
Für eine halbe Stunde fühle ich mich wie einer der vielen Teenager die sich hier herumtreiben, mir ist so richtig langweilig. Mal wieder jung fühlen hab ich mir auch anders vorgestellt.
Man möchte ja meinen, dass ein Mensch der zur Buchmesse geht, sich für dreißig Minuten beschäftigen kann. Stimmt schon, ich fand es nur komisch etwas zu lesen mit zur Buchmesse zu bringen. Das ist wie im Dschungel eine Palme pflanzen oder so. Nicht falsch an sich, aber komisch gucken tun sie doch alle.
Als das große Ding Dong kommt ströme ich mit den Massen in die Hallen und im Gegensatz zu den letzten Jahren weiß ich auch gleich wo ich hin will. Eine Premiere möchte ich sagen und es ist nicht die einzige. Mein Ziel ist ein Arbeitsgespräch und worum es dabei genau geht sag ich natürlich noch nicht.
Als nächster Halt auf meiner Reise steht Korea auf dem Programm. Deren Pavillon ist wieder sehr schön und die Koreaner sind gerade dabei den schönen Pavillon zu eröffnen. Während sie an dem einen Eingang ein band zerschneiden gehe ich von der anderen Seite rein und gucke was los ist. Danach wird geredet. Jeder darf reden und jeder bekommt auch Applaus. Ich stehe nur da und gucke zu. Verstehen tu ich natürlich kein Wort, weil die alle so leise reden und koreanisch. Ein Mitarbeiter vom Pavillon erklärt mir kurz was los ist, ich erkläre, dass ich den Pavillon immer gut finde, er bedankt sich und ich stehe weiter rum. Zwischenzeitlich glaube ich, die reden nur über mich und dass sie nur noch reden, damit die blöde Langnase in der Gegend steht wie ein Trottel. Irgendwann kommen noch andere Messebesucher und lassen sich nicht von dem offiziellen Anlass stören und drängen sich sanft vorbei. Das hat viel von Loriot und die Pointe kommt erst noch. Die ganze zeit halte ich ein Buch in der Hand und ein Heft. Erst durch einen freundlichen Hinweis eines Mitarbeiters wird mir klar, dass ich das Buch nicht mitnehmen darf. Ich komme mir total doof vor und gehe da nie wieder hin.
Der Rest vom Messetag ist rumlaufen und Cosplayer knipsen. Ich frage noch nach einem Comicband beim falschen Verlag. Die haben allerdings einen anderen sehr guten Comic und den nehme ich auch gleich mit, nachdem ich bezahlt habe.
Für heute hab ich genug gesehen und bin auch zufrieden mit meiner Beute.
Als ich meinen Rucksack leere gibt’s noch eine Überraschung. Ein Objektiv fehlt und ich bin mal eben so angepisst wie lange nicht mehr. Weil ich eben das Objektiv brauche wird gleich mal ein neues bestellt und weil ich so sauer bin kaufe ich mir gleich noch einen Kindl. Da jetzt einen tieferen Sinn zu sehen wird keinem von uns gelingen.
Abends höre ich mir noch eine Lesung an und geredet wird auch noch. Das hebt die Laune ein bisschen und ich freue mich dann doch auf den nächsten Tag Buchmesse.


Die Bibliothek auf dem Todesstern braucht auch mal neue Bücher.


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