Es ist Donnerstag und ich nähere mich
ein Stück mehr dem Mann von Welt den ich jetzt schon in mir sehe.
Ich gehe zum Drogeriemarkt meines Vertrauens und kaufe mit
Pflegeprodukte. Bevor sich Menschen hier eigene Gedanken machen, ich
meine keine Zahnpaste oder Duschgel. Das sind Putzmittel und gehören
weniger zu Körperpflege als zur Instandhaltung. Shampoo ist da so
ein Zwischending. Während es bei den meisten Menschen nur dazu dient
die Kopfbehaarung nicht gänzlich der Natur zu überlassen so ist bei
einigen Menschen fast schon eine Eitelkeit dieses Zeug zu benutzen.
Ich kann mich getrost zu letzteren zählen.
Ich kaufe mir also ein Waschgel, dass
man nicht mit der Kleidung in Kontakt bringen darf weil die sonst
irreparabel dreckig wird. Die eigentliche Attraktion ist allerdings
die Gesichtsmaske deren Superkraft es ist die Haut super sauber zu
machen. Das ist was ganz tolles und sollte von jedem angestrebt
werden, das und Weltfrieden. Ich finde mich also irgendwann im Bad
wieder und schmiere mir die pampige Maske ins Gesicht. Wie genau ich
das zu tun habe, konnte ich vorher im Internet recherchieren. Wie es
das Schicksal so will, lande ich da als erstes auf einem Yotube-Kanal
von so einem Teenager mit zu viel Zeit zum keine Bücher lesen und
ganz vielen Followern. Der kann ich also zugucken wie man sich das
Zeug nicht in die Augen oder den Mund schmiert und später wieder ab
macht. Genau dafür wurde das Internet erfunden und die Erfinder des
World Wide Web können stolz auf sich sein. Nach zwanzig Minuten
stehe ich wieder vor dem Spiegel, ziehe mir meine neue Schmierhaut ab
und fühle mich rein und frisch. Mehr war es nicht, echt nicht.
Es ist Samstag und ich habe einen Plan.
Heute veranstalten die Leute von Nerdzig ihre erste Comic und Game
Convention und da darf ich natürlich nicht fehlen. Mein Rücken
sieht das leider nicht ganz so und überrascht mich mit ekligem Aua.
Das nervt schon mal und wie Mensch da eben ist, gibt’s auch gleich
eine Tablette zur Ersthilfe. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich
warten. Nicht etwa gegen den Schmerz, der ist immer noch da. Die
kleine Tablette hat irgendwie Beef mit meinem Bauchi und sorgt für
ein Gefühl autsch und bäh hinter dem Bauchnabel. Ich denke schon,
da wohnt ein Wiesel in meinem Bauch und spielt fangen, ich kann aber
nicht nachgucken, ich will ja zu der Convention.
Ich schleppe mich zur Bahn, die mich
dann in die Nähe der Convention schleppt und der Rest ist Fußweg.
Die Con (so sagen wir zur Convention) ist in der städtischen
Bibliothek, die ich bisher auch nur von außen kenne. Von drinnen
macht sie schon auf den ersten Blick einen Eindruck von groß und
hell und Buch. Beeindruckt packe ich meine Jacke in eine
Schrankschachtel und fange an mich zu verlaufen. Während die unteren
Bücherhallen von viel Platz geprägt sind, werden die Treppen nach
weiter oben fast schon versteckt und ich muss eine Frau an einem
Tisch fragen. Mit der Aussage „Im zweiten Obergeschoss.“ bin ich
nicht klüger, will aber auch nicht stören. Mit etwas Glück finde
ich meinen Weg und stehe da wo ich stehen wollte. In einem Raum. Ein
großer Raum mit einer Bühne und hinter der Bühne eine Leinwand und
vor der Bühne Stühle. Der Rest vom Raum ist für die
verschiedensten Stände reserviert. Da gibt es Zeichner die in
unterschiedlichsten Stilen ihre Künste präsentieren und ihre
Erzeugnisse auch feilbieten. Es gibt einen Stand an dem man sich mit
seinen Liebsten bei Mario Kart oder Smash Bros zerstreiten kann, für
immer. Woanders liegen Würfel mit mehr Seiten als man sonst so kennt
und kleinen Figürchen die sich gegenseitig vernichten wollen. Kuchen
gibt es auch.
Zwischen den Besuchern die in Zivil
hergekommen sind, gibt es diejenigen die sich dem Cosplay hingeben.
Eigentlich sind dabei immer ganz viele Saylor Moon anzutreffen die
ich hier allerdings schmerzlich vermisse. Den einzigen Charakter den
ich wirklich erkenne ist ein Ghostbuster. Nun weiß ich ehrlich
gesagt nicht ob der Junge einen Ghostbuster als solchen darstellt
oder einen von den Jungs aus Stranger Things die auch als Ghostbuster
verkleidet waren. Ein Mysterium, trotzdem ein cooles Kostüm und ich
überlege welchen Ghostbuster ich am besten darstellen könnte und
welche drei Menschen mich dabei unterstützen wollen. Freiwillige vor
sonst ich bestimme ich jemanden.
Zum Gucken bleibt mir erst mal keine
Zeit, ich bin verabredet. Ich treffe S und ihre Freundin, die ich
beide noch gar nicht kenne. Wir sind aber ein Team. Wir sind ein
teilnehmendes Team. Wir sind ein teilnehmendes Team beim Nerdquiz,
bei dem es um nichts anderes geht als den Titel „Master of the
Nerdiverse.“ oder so ähnlich. Ganz klar mein Ding denke ich und
weiß schon gar nicht mehr warum. In drei Vorrunden schaffe ich es
genau eine halbe richtige Antwort zu geben und fühle mich nutzlos
wie lange nicht. Dank S verlieren wir nicht ganz so schlimm wie ich
mich anstelle und können uns wenigstens Besserung für das nächste
Jahr versprechen.
Nach der Niederlage treffe ich noch
Menschen, gucke mich um und schaue zu wie das Halbfinale vom Nerdquiz
weiter geht. Eine Antwort hätte ich sogar gewusst und bin ein wenig
stolz auf mich. Der Rest ist dann nach Hause fahren und auf der Couch
liegen. Im nächsten Jahr werde ich meinem Rücken einfach nichts
davon erzählen und ganz entspannt mindestens eine ganze Antwort beim
Nerdquiz geben können.
So oder ganz ähnlich würde ich als "Master of the Nerdiverse" aussehen.
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