Mittwoch, 15. November 2017

Nicht der Meister der Nerds

Es ist Donnerstag und ich nähere mich ein Stück mehr dem Mann von Welt den ich jetzt schon in mir sehe. Ich gehe zum Drogeriemarkt meines Vertrauens und kaufe mit Pflegeprodukte. Bevor sich Menschen hier eigene Gedanken machen, ich meine keine Zahnpaste oder Duschgel. Das sind Putzmittel und gehören weniger zu Körperpflege als zur Instandhaltung. Shampoo ist da so ein Zwischending. Während es bei den meisten Menschen nur dazu dient die Kopfbehaarung nicht gänzlich der Natur zu überlassen so ist bei einigen Menschen fast schon eine Eitelkeit dieses Zeug zu benutzen. Ich kann mich getrost zu letzteren zählen.
Ich kaufe mir also ein Waschgel, dass man nicht mit der Kleidung in Kontakt bringen darf weil die sonst irreparabel dreckig wird. Die eigentliche Attraktion ist allerdings die Gesichtsmaske deren Superkraft es ist die Haut super sauber zu machen. Das ist was ganz tolles und sollte von jedem angestrebt werden, das und Weltfrieden. Ich finde mich also irgendwann im Bad wieder und schmiere mir die pampige Maske ins Gesicht. Wie genau ich das zu tun habe, konnte ich vorher im Internet recherchieren. Wie es das Schicksal so will, lande ich da als erstes auf einem Yotube-Kanal von so einem Teenager mit zu viel Zeit zum keine Bücher lesen und ganz vielen Followern. Der kann ich also zugucken wie man sich das Zeug nicht in die Augen oder den Mund schmiert und später wieder ab macht. Genau dafür wurde das Internet erfunden und die Erfinder des World Wide Web können stolz auf sich sein. Nach zwanzig Minuten stehe ich wieder vor dem Spiegel, ziehe mir meine neue Schmierhaut ab und fühle mich rein und frisch. Mehr war es nicht, echt nicht.

Es ist Samstag und ich habe einen Plan. Heute veranstalten die Leute von Nerdzig ihre erste Comic und Game Convention und da darf ich natürlich nicht fehlen. Mein Rücken sieht das leider nicht ganz so und überrascht mich mit ekligem Aua. Das nervt schon mal und wie Mensch da eben ist, gibt’s auch gleich eine Tablette zur Ersthilfe. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Nicht etwa gegen den Schmerz, der ist immer noch da. Die kleine Tablette hat irgendwie Beef mit meinem Bauchi und sorgt für ein Gefühl autsch und bäh hinter dem Bauchnabel. Ich denke schon, da wohnt ein Wiesel in meinem Bauch und spielt fangen, ich kann aber nicht nachgucken, ich will ja zu der Convention.

Ich schleppe mich zur Bahn, die mich dann in die Nähe der Convention schleppt und der Rest ist Fußweg. Die Con (so sagen wir zur Convention) ist in der städtischen Bibliothek, die ich bisher auch nur von außen kenne. Von drinnen macht sie schon auf den ersten Blick einen Eindruck von groß und hell und Buch. Beeindruckt packe ich meine Jacke in eine Schrankschachtel und fange an mich zu verlaufen. Während die unteren Bücherhallen von viel Platz geprägt sind, werden die Treppen nach weiter oben fast schon versteckt und ich muss eine Frau an einem Tisch fragen. Mit der Aussage „Im zweiten Obergeschoss.“ bin ich nicht klüger, will aber auch nicht stören. Mit etwas Glück finde ich meinen Weg und stehe da wo ich stehen wollte. In einem Raum. Ein großer Raum mit einer Bühne und hinter der Bühne eine Leinwand und vor der Bühne Stühle. Der Rest vom Raum ist für die verschiedensten Stände reserviert. Da gibt es Zeichner die in unterschiedlichsten Stilen ihre Künste präsentieren und ihre Erzeugnisse auch feilbieten. Es gibt einen Stand an dem man sich mit seinen Liebsten bei Mario Kart oder Smash Bros zerstreiten kann, für immer. Woanders liegen Würfel mit mehr Seiten als man sonst so kennt und kleinen Figürchen die sich gegenseitig vernichten wollen. Kuchen gibt es auch.

Zwischen den Besuchern die in Zivil hergekommen sind, gibt es diejenigen die sich dem Cosplay hingeben. Eigentlich sind dabei immer ganz viele Saylor Moon anzutreffen die ich hier allerdings schmerzlich vermisse. Den einzigen Charakter den ich wirklich erkenne ist ein Ghostbuster. Nun weiß ich ehrlich gesagt nicht ob der Junge einen Ghostbuster als solchen darstellt oder einen von den Jungs aus Stranger Things die auch als Ghostbuster verkleidet waren. Ein Mysterium, trotzdem ein cooles Kostüm und ich überlege welchen Ghostbuster ich am besten darstellen könnte und welche drei Menschen mich dabei unterstützen wollen. Freiwillige vor sonst ich bestimme ich jemanden.

Zum Gucken bleibt mir erst mal keine Zeit, ich bin verabredet. Ich treffe S und ihre Freundin, die ich beide noch gar nicht kenne. Wir sind aber ein Team. Wir sind ein teilnehmendes Team. Wir sind ein teilnehmendes Team beim Nerdquiz, bei dem es um nichts anderes geht als den Titel „Master of the Nerdiverse.“ oder so ähnlich. Ganz klar mein Ding denke ich und weiß schon gar nicht mehr warum. In drei Vorrunden schaffe ich es genau eine halbe richtige Antwort zu geben und fühle mich nutzlos wie lange nicht. Dank S verlieren wir nicht ganz so schlimm wie ich mich anstelle und können uns wenigstens Besserung für das nächste Jahr versprechen.
Nach der Niederlage treffe ich noch Menschen, gucke mich um und schaue zu wie das Halbfinale vom Nerdquiz weiter geht. Eine Antwort hätte ich sogar gewusst und bin ein wenig stolz auf mich. Der Rest ist dann nach Hause fahren und auf der Couch liegen. Im nächsten Jahr werde ich meinem Rücken einfach nichts davon erzählen und ganz entspannt mindestens eine ganze Antwort beim Nerdquiz geben können.

So oder ganz ähnlich würde ich als "Master of the Nerdiverse" aussehen.

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