„Mit dem Körper wird
nich gerannt.“ Mein innerer Bademeister hat recht. Obwohl ich ihm
nicht ganz traue. Er hängt in letzter Zeit ziemlich oft mit meinem
inneren Schweinehund zusammen und meinen inneren Sportlehrer hab ich
auch schon lange nicht mehr gesehen.
Egal auch, der Körper den
ich gerade über den Waldweg hetze ist wirklich nicht zum schnellen
Laufen geeignet. Viel mehr ist dieses Konvolut aus gebrauchten
Restteilen gerade so dazu in der Lage Überschrittgeschwindigkeit zu
erreichen und damit sollte ich zufrieden sein. Wenn ich jetzt
versuche meine Organe zum Rennen zu überreden geht das nicht lange
gut. Zuerst kommt ein komisches Gefühl, dass man am besten als
Trennung von Geist und Körper beschreiben kann. Eine Trennung die
allerdings nichts von einer meditativen Erfahrung hat sondern mit
ganz viel Aua von innen und außen einher geht. Ab da kann ich nur
noch zu gucken wie mein Körper vom Laufen über
Unterschrittgeschwindigkeit zum Spazieren wechselt und dabei so tut
als könnte er ganz toll tanzen und Mathe gleichzeitig. Nach dem
Spazieren kommt Liegen. Wenn man in Sportklamotten in der Gegend
liegt und im eigenen Schweiß badet wird man schon ml für tot
gehalten. „Guck mal Manfred da liegt einer.“ Höre ich die eine
Hälfte eines Rentnerehepaares ihre Entdeckung kommentieren. „Komm
Erna, das wird nischt mehr.“ Brummt die andere Hälfte und hat
womöglich Recht. Erna wirft mir noch einen letzten, mitleidigen
Blick zu und geht mit Manfred in eine ungewisse Zukunft. „Nicht ins
Licht gehen.“ Will ich noch hinterher rufen, da sind die beiden
schon weg.
Ich laufe weiter und es
drängen sich Gedanken auf die mein Tun in Frage stellen. Schmerzende
Beine bis zum Kopf hoch. Ein Körpergeruch der an kopulierende tote
Tiere erinnert und ein Anblick der mit viel Wohlwollen als seltsam zu
beschreiben ist. Warum mache ich das? Wer oder was treibt mich hier
durch das Unterholz, nach Luft ringend und ohne ein wirkliches Ziel?
Gibt es eine höhere Macht die mich lenkt und damit einem noch
höheren Ziel näher bringt, dass zu erreichen mein Schicksal ist.
Gibt es ein Leben nach dem Laufen? Keine Ahnung. Ich hab da ja noch
eine andere Theorie. Eine Invasion nämlich. Eine Invasion von
Außerirdischen die unangekündigt am Himmel auftauchen um mal eben
die Erde in ihren Besitz zu bringen. Technisch gesehen sind uns die
Außerirdischen weit überlegen. Das erkennt man ganz gut daran, dass
sie mit großen Raumschiffen über uns schweben und mal eben ein paar
Gebäude kaputt gelasert haben. Wie es der Zufall jedoch will ist
diese Rasse mit ihrem Alphabet nie über zwei Buchstaben hinaus
gekommen, weswegen dort so gut wie alles Bob genannt wird. Die Bob
stehen also am Himmel und lasern gerade ein Aldi in zwei Teile, bis
sie mich entdecken. Ich laufe gerade eine Runde um Fluss entlang und
überlege mich einfach fallen zu lassen. Während sie mir so zusehen
unterhalten sie sich:
Bob: „Bob bob bob bob
bob“
Bob: „Bob bob bob“
Bob: „Bob bob bob bob
bob“
Ich werde zu ihnen an Bord
gebeamt und zu ihrem König ernannt. Damit bin ich nun der Herrscher
über zwei Welten und zu jeder Zehnerpackung Milchschnitte gibt es
ein gratis T-Shirt wo mein Gesicht drauf ist. Das hört sich
vernünftig an und ich laufe frisch motiviert da hin wo ich los
gelaufen bin und habe mein Ziel erreicht.
Bei schlampigen
Dehnungsübungen im Hof komme ich langsam wieder zu Luft und will die
Früchte meiner Arbeit ernten. Ein Blick auf mein Smartphone verdirbt
mir das aber gewaltig. Zwei Kilometer werden mir unterschlagen und
damit ein sportliches Ereignis zu einem Spaziergang degradiert. Ich
denke noch „Scheiß Technik“ und gucke in den blauen Himmel, ob
die Bob nicht schon zu sehen sind.
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