Ich stehe vor dem Spiegel
und bin gespalten. Die schwule Seite in mir, hält es für eine
Katastrophe die voll männliche Seite ruft von weiter hinten. „Wir
sind ein Mann uns ist das egal.“ Der faule Teil von mir versucht
die Situation zu nutzen und ruft immer mal aus dem Halbdunkeln.
„Lasst uns doch einfach hier bleiben.“ Wie es beim Sport so
üblich ist, geht es natürlich erst mal um die Klamotten. Schwarzer
Pullover, schwarze Hose, schwarze Leggins und orangene Schuhe. Deren
Orange so Orange ist, dass es so nur in der Seenotrettung zum Einsatz
kommt und ich bin auch der Meinung, dass man mich bei guten Wetter
vom Weltraum aus laufen sehen kann. Ich stelle mir dann einen Dialog
vor zwischen Scott Kelly dem amerikanischen Kommandant der ISS und
Sergei Wolkow vor.
„Da schau Sergei, der
Toni läuft wieder.“
Und Sergei dann: „Halt
dein Maul du Kapitalistenschwein.“
Egal, das geht mich nichts
an. Ich laufe aller Kritiken zum trotz und brauche mir eigentlich
keine Sorgen machen. Ist doch der modische Grundton hier irgendwo
zwischen Pyjama und Neonreklame angesiedelt und da passe ich dann
doch ganz gut rein.
Laufen also, ganz wichtig
dabei ist das nicht verlaufen. Das mache ich in der letzten Zeit auch
weniger und hierin der Natur passiert das ja auch seltener. In der
Stadt kann ich da schon andere Beobachtungen machen. Da trifft man
immer wieder auf verwirrte Menschen die der Länge ihrer Bärte und
dem Stil Kleidung nach zu urteilen schon seit den Achtzigern hier
herumirren. Hilfe wollen die aber auch nicht. Höchstens mal ne Club
Mate.
Weiter geht’s mit mir.
Das Wetter wird ja jetzt auch immer weniger warm und gerade früh
kommen da schon Stellen die einem den Frost hinter die Ohren treiben.
Ich lasse mich natürlich nicht aufhalten, treffe ein paar weiße
Wanderer, grüße die Jungs von der Nachtwache und einer fragt mich
nach dem Weg. „Du weeßt nüscht John Schnee.“ Sage ich und laufe
weiter.
Auf so einer Laufung läuft
man natürlich nicht allein und es begegnen einem auch andere Läufer
unterschiedlichster Bauart. Da sind die jungen Frauen die immer in
der Gruppe laufen, sich unterhalten und was für ihre Figur machen
wollen. Eine von denen ist immer die dickste und damit können sich
die beiden anderen schon mal besser fühlen.
Dann gibt’s da die
Rentner die ich am meisten mag wenn sie mich nicht überholen. Und
dann noch die voll fitten Typen die ganz schnell laufen und keinen
grüßen. Sportskanone möchte man hinterher rufen und das ist dann
nicht nett gemeint.
Irgendwann auf meiner
Runde gibt es dann auch was zum gucken. Kurze Shorts die ich von
weitem schon sehe, mit hübschen Beinen drinnen und ich freue mich
auf den Rest der da mit läuft. Als der Rest dann näher kommt,
erkenne ich graue Haare und einen Vollbart. Egal, ich bereue nichts.
Der Rest vom Laufen ist
dann ereignislos. Ein Fuß vor den anderen und so weiter bis man da
ist wo man vorher schon war und die verschwitzten Klamotten in der
Wohnung verteilt. Das hält die Wölfe fern und gibt mir mal eben ein
Gefühl von Leben. Das sage ich zumindest immer wenn jemand fragt.
Der kleine Turtle muss nicht laufen.
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