Es ist Donnerstag und ich auch
irgendwie. Das Bett hat seine typische Anziehungskraft und ich muss
schon ernster mit mir reden um Kissen und Co. Hinter mir zu lassen.
Das macht erst mal keinen Sinn, weil ich ja Urlaub habe, wird auf den
zweiten Blick aber verständlicher, da ich den Urlaub ja nicht in
meinem Nachtlager sondern auf der Buchmesse verbringen will.
Bad besuchen und so weit Mensch wie
möglich geht es dann auch los zur Bahn die mich zum Bahnhof bringt.
Da wird auf Christian gewartet. Der darf mit und zu weit hat man
wenigstens jemanden den man suchen kann wenn sonst nichts los ist.
Wie viele Menschen in eine Bahn rein
passen, weiß man immer erst dann wenn man fremde Menschen schmecken
kann. Dass dann immer noch einer einsteigen darf, lässt mich
vermuten wie viel Nähe die Umstehenden brauchen. Da kann wenigstens
keiner umkippen.
Die Fahrt dauert zum Glück nicht so
lange wie sie sich anfühlt und wir konnten uns wenigstens schon mal
darüber klar werden, dass wir noch keine Ahnung haben was wir denn
eigentlich auf der Buchmesse wollen. Der Wunsch nach Buch ist ja
schon als Basis vorhanden, nur fehlt es eben noch an Details wie man
diesem Wunsch nun konkret in den nächsten Stunden nachkommt.
Einen Rettungsanker haben wir. Zum
Beginn eines jeden Buchmessetages gibt es bei den Freunden von Arte
die besten Poetryslammer aus Deutschland von denen ich keinen kenne,
aber trotzdem aufmerksam zuhöre. Das taugt nicht nur für
kurzweilige Unterhaltung, man kann auch an Orientierung gewinnen und
damit eine Laufstrecke abstecken die auf dem Papier Sinn macht.
Genaue Reihenfolgen sind ja nur Ballast
im Lesefluss und damit werde ich einfach mal grob skizzieren was der
erste Tag an Höhepunkten zu bieten hatte.
Glücksrad in der Mangahalle. Christian
gewinnt eine Sammelkarte und kann die gegen eine Sammlung
Sammelkarten tauschen. Ich gewinne ein Stirnband vom FC Bayern,
Buttons, eine DVD und noch was. Christian gewinnt Sammelkarten für
Mädchen und dazu den passenden Blechkoffer. Ich freue mich über
beides. Zwei Actionfiguren kaufe ich mir und alles was bunt und
kostenlos ist kommt auch noch unter den Arm.
Die Tragetaschen von ARD sind die
Besten und man wirkt damit auch gleich seriöser.
Ben Stiller liest aus „Der kleine
Prinz“ und der Zufall trägt uns dann noch zu Marius Jung und Andrè
Herrmann. Vorne weg kommt noch Torsten Sträter und auch wenn der
kleiner ist als das Fernsehen mir weiß machen wollte, ist er ein
sehr unterhaltsamer Zeitgenosse. Man möchte sagen lustig. Marius
Jung schwenkt wischen Anekdoten und Lesetexten hin und her und lässt
Rassisten mal eben noch blöder aus dem Eimer gucken als ohnehin
schon. Andrè Herrmann ließt aus seinem neuen Buch und als es dann
um Victory Micha geht, ist das schon wie einen Klassiker endlich mal
live hören. Prädikat Wertvoll.
Zwischen den offensichtlichen
Höhepunkten sucht man sich die kleinen Sternstunden des Lebens oder
eben der Messe und ich erfreue mich an den zahllosen Schülern die
hier sein müssen dürfen, die sich entweder wundern, dass dieses
nutzlose Ding Buch so viele Menschen anlocken kann oder schon jetzt
genau wissen, wann sie in welches Buch rein lesen wollen.
Christian und ich rangieren ja irgendwo
dazwischen und sind schon beeindruckt von dem Mann der neben uns am
Tisch sein Salat knuspert. Wir sind schon froh wenn wir es schaffen
unseren Faltplan richtig zu lesen, was nicht heißt, dass wir es auch
schaffen. Der Mensch hat seine Deluxe-Ausgabe vom Messeführer derart
mit kleinen bunten Klebestreifen ausgeschmückt, dass ich ihm schon
sagen will, er solle sein Essen doch bitte unterwegs einnehmen soll
da er ja augenscheinlich keine Zeit für derlei Pausen hätte. Das
lasse ich dann aber doch und attestiere ihm lieber die Fähigkeit die
Zeit zu kontrollieren.
Damit ist der erste Tag auf der
Buchmesse auch schon vorbei und auf dem Rückweg, kann ich mich in
der Bahn noch mal davon überzeugen, dass ich nicht alleine auf der
Welt bin. Zu Hause werden dann die neuen Schätze aufgestellt und
Kuchen gibt’s auch noch. Da kann ich auch gleich stolz berichten
welche Helden meiner späten Jugend ich live sehen konnte. Nur blöd
wenn die dann wieder keiner kennt.
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