Es ist wieder so weit. Draußen ist es
kalt und der dicke Onkel von der Coca Cola Werbung kommt vorbei und
bringt Geschenke. Die Christen sehen das zwar anders, muss man aber
auch nach suchen um das zu sehen. Das kann dann natürlich jeder
angehen wie er will auf jeden Fall herrscht Ruhe und das kommt nicht
ungefähr. Die Welt draußen steht ein wenig still und diesem
Stillstand kann man sich nur ganz schwer entziehen. Je nach Alter und
Wohnhaft kann man sich bei einem Weihnachtssingen oder mit der
Familie die Feiertage zurecht trinken. Das macht natürlich nur den
wenigsten im Dreierpack Spaß und was dann übrig bleibt ist das
Fernsehprogramm.
Da gerade keine Familie greifbar ist
und das mit Weihnachtssingen auch nicht mehr zu erträglichen gehört,
geht es bei mir gleich auf die Couch. Einen kleinen Umweg über den
Lidl mach ich noch. Ein paar Notwendigkeiten für die Grundversorgung
müssen gekauft werden und einen letzten Kontakt zur Menschheit kann
ja auch nicht schaden.
24.12.
Ich bin zurück vom Lidl und ganz so
als müsste ich mir ein Zeichen setzen wechsle ich die Jeans gegen
eine Jogginghose. Die Jogginghose ist ja kein Kleidungsstück als
solches. Ihre ursprüngliche Bedeutung als Sportkleidung ist über
die Jahrhunderte verloren gegangen und wird nur noch von wenigen
ernst genommen. Im Laufe der zeit hat sich die Jogginghose zu einem
Kleidungsstück passend zur Couch entwickelt. In den eigenen vier
Wänden wird dieses schludrige Beinkleid zu einem bequemen Begleiter
für die kalten Tage und leistet gute Dienste. Woanders hat die
Jogginghose nichts zu suchen. Selbst wenn ein Jogginghosen Hersteller
sich einen seltsamen Namen gibt, den dann übergroß auf eine
Jogginghose druckt und die dann für viel zu viel Geld verkauft ist
es immer noch eine Jogginghose und keine richtige Kleidung. Wer das
anders sieht kann das machen, ist aber im Unrecht.
Ich bin also auf der Couch und erwarte
eigentlich nicht mehr viel vom Tag. Ich zappel durch das
Fernsehprogramm und lasse mich von ein paar Weihnachtsklassikern
berieseln, schalte ab und zu die X Box ein und versuche wenigstens
eins von den After Eight Quadraten so zu teilen wie die es in der
Werbung machen. Ich scheitere kläglich. Ich glaube den
Fernsehmachern geht es da ähnlich. Sicher sind da ein paar schöne
Filme dabei und selbst wenn ich den kleinen Lord schon zehn mal
gesehen habe, schadet ein weiteres mal bestimmt nicht. Ich kann mir
trotzdem nicht vorstellen, dass auch nur einer der Verantwortlichen
nur einen Funken Begeisterung in die Programmplanung gesteckt hat. Zu
Offensichtlich ist der Repeat Button der auf so ziemlich allen
Sendern gedrückt wurde. Viel zu zynisch kommen mir die Sendungen vor
die da raus geschickt werden.
Weil ich eine Fernbedienung habe muss
ich den Müll nicht gucken den die zeigen die wollen, dass wir Müll
gucken und schaffe es irgendwie durch den Tag.
25.12.
Ich will Abwechslung und gehe nach dem
Aufstehen erst mal laufen. Natürlich nicht in einer Jogginghose, das
ist so neunziger. Wieder zu hause gibt es Obst zum Frühstück und
weiter geht es mit der Glotze. Wann genau ich was gucke kann ich
nicht mehr sagen. Ist auch gar nicht wichtig. Auf jeden Fall gibt es
Teil 2 und 3 von Santa Clause. Die versuche ich jedes Jahr zu gucken.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel nicht. Den Film mag ich schon
lange nicht mehr und das wird sich auch nicht ändern. Gegen Mittag
gehe ich sogar mal spazieren. Eine Stunde lang den grauen Himmel
genießen und Möwen angucken ist ja auch nicht schlecht. Da bekommt
man mal den Kopf frei. Von der Couch aus funktioniert das nämlich
nicht. Es ist wirklich schlimm. Ich würde gerne was sinnvolles oder
kreatives machen. Doch so richtig will das nichts werden. Ich merke
nur wie die Zeit immer ungenutzter vergeht und mein Leben an mir
vorbei tröpfelt.
Abends kommt ein schöner Film, dann
geht’s wieder.
26.12.
Ein Esstisch würde gut in mein
Wohnzimmer passen. Da könnte ich dann dran sitzen und mich darüber
aufregen, dass ich von hier den Fernseher nicht gut sehen kann. Ich
würde den Tisch trotzdem gerne haben und daran arbeiten könne oder
mit anderen Menschen Essen essen. Hauptsächlich arbeiten glaub ich,
auf einer Couch kann man nicht gut arbeiten. Außer man ist im Couch
Business unterwegs als Couchtester oder so. Da arbeitet man ja
zwangsläufig auf einer Couch. Wenn man ein Couchkissen ist arbeitet
man quasi auch auf einer Couch. Das könnte ich nicht. Den ganzen Tag
auf einer Couch sein und nicht die Kontrolle über die Fernbedienung
haben ist nichts für mich. Ich hab heute nicht nur ein mal alle
Sender durchgezappelt ohne etwas zu finden. Das Schlimme ist ja, dass
ich mir früh noch was für den Tag vornehme. Lesen zum Beispiel oder
ein Bild malen, irgendwas eben. Wenn es dann ganz spät ist und
dunkel merke ich, dass ich gar nichts geschafft habe. Kekse essen
hilft da auch nicht.
Damit mein Tag nicht ganz so nutzlos zu
Ende geht mache ich noch etwas Sport. Ich spiele Fruit Ninja mit der
X Box. Dabei zerhackt man die virtuellen Früchte vor dem Fernseher
mit wildem herumwedeln der Hände. Das ist Bewegen ohne Sinn und
damit Sport. Nach einer halben Stunde ist mein Körper eine Waffe mit
der Konsistenz einer Waffel. Ich bin eine Waffelwaffe.
Der Tag ist damit auch fast schon
gelaufen und für das nächste Jahr muss ich mir unbedingt was
vornehmen was auch ohne Fernseher funktioniert.
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