Lesen und Vorlesen lassen … nein
Erst die Technik, dann das Vergnügen …
auch nicht
Samstag ist Selbstmord … ne das kennt
dann wieder keiner
Es ist Samstag und ich liege schon mal
wach in meinem Bett und überlege wie ich meinen Text überschreiben
soll. Der Samstag ist nämlich schon geplant und wenn da nichts
dazwischen kommt, weiß ich in groben Zügen auch schon was ich am
Abend alles gemacht habe. Also kein Grund nicht schon mal kreativ zu
werden. Denke ich zumindest und scheitere doch, ich muss schließlich
irgendwann aufstehen und wirklich mit dem Tag anfangen.
Nach dem üblichen Gedusche den hundert
Liegestützen, den siebzig Sit Ups und dem zehn Kilometer Lauf gehe
ich erst mal einkaufen. Dabei fällt mir das Wetter auf, dass es
irgendwie schafft nicht nur außerhalb meiner Jacke statt zu finden.
Nein, es macht sich überall da breit wo ich auch bin und macht
keinen Unterschied zwischen auf und unter der Haut. Kurz gesagt es
ist kalt, ganz dolle kalt. Es ist so kalt, dass ich mir wünschte es
wäre nicht so kalt. Schlaue Köpfe werden sich jetzt wundern warum
ich das erst jetzt bemerke und nicht schon bei meinem zehn Kilometer
Lauf. Ganz einfach, ich habe gelogen.
Einkaufen kann schon mal Spaß machen.
Joghurt, Kuchen und eine lange Schimmelsalami landen ebenso in meinem
Korb wie Äpfelchen, Bananen und Kekse. Wasser auch noch und Wurst.
Tomaten hätte ich fast vergessen und Gehacktes. Geschnetzeltes und
diese Tüten mit den Spaghetti Bolognese drauf und Pulver drinnen.
Spaghetti natürlich, drei mal.
Es ist um neun und ich bin fertig mit
einkaufen. Ich liege auf meiner Couch, gucke irgendeine wichtige
Serie und weiß nichts mit mir anzufangen. Das sollte mich
nachdenklich stimmen, macht es aber nicht. Die Couch ist einfach
nicht der Ort für Nachdenklichkeiten. Die Couch ist ein Ort für
Ruhe und Frieden, einfach so ohne etwas dafür zu tun.Die Couch ist
quasi ein gepolsterter Zengarten. Die Couch ist mein Freund.
Weil die Zeit sich nicht aufhalten
lässt, muss ich auch los und als erstes wird mir kalt. Dann geh ich
in den Konsum um mir noch was zu trinken zu kaufen, da ist mir nicht
so kalt. In der Apotheke ist es auch noch o.k. Da bin ich, weil ich
während meiner Couchzeit einen Hustenanfall hatte der auch
Hustenüberfall hätte heißen können. Mit viel Elan macht mein Hals
krabbelnde Gefühle und reagiert darauf auch noch mit lauten
Geräuschen und Kontrollverlust. Ich hab kurz Angst, dass ich Organe
im Bad verteile, dann geht’s wieder. Um genau so einen bronchialen
Überfall zu vermeiden hole ich mir noch so Zeug zum Lutschen von den
Verkäufern im weißen Kittel.
In der Stadt ist es kalt.
Auf dem Bahnhof ist es kalt.
Im Zug ist es nicht so kalt.
Der kommt mit leichter Verspätung und
ich setze mich dahin wo Platz ist.Da sitzt auch schon eine Frau. Die
setzt sich woanders hin, sobald es woanders mehr Platz gibt. Das
finde ich unhöflich. Ist ja nicht so, als hätte ich mich auf sie
drauf gesetzt. Die hatte schon noch genug Freiheit. Um das wirklich
lange unhöflich zu finden, fehlt mir allerdings die Zeit. Ich muss
mich schließlich um meine Pokemon kümmern und gegen andere Pokemon
kämpfen.
In Wolfen ist es wieder kalt. Da wartet
schon meine Mutti und wir haben einen Plan. Ihr Smartphone soll
endlich das machen was es machen soll und nicht was es will. Wir
überlegen schon mal wo in Wolfen kompetente Ansprechpartner zu
finden sind und fahren zuerst mal zum Kaufland. Dieses Wunderland der
Wünsche hat ja wirklich alles was man braucht und der Laden im
schlichten Magenta der im Kaufland wohnt erweist sich als
Glückstreffer. Die Frau die da arbeitet weiß was wir brauchen und
gibt es uns so richtig. Nach fünfzehn Minuten holen wir die neue SIM
Karte und können los telefonieren. Natürlich muss ich meiner Mutter
noch erklären wie so ein Smartphone funktioniert und freue mich
schon auf Weihnachten, wenn ich das noch mal machen darf. Geil ist
auch, dass ich geschafft habe, das Datenvolumen nach zwei Stunden an
seine Grenzen zu bringen.
Weil die Zeit noch immer keine Pause
macht, geht’s zum eigentlich Ziel der Reise. Der M hat zwei Bücher
verlegen lassen und präsentiert die heute mittels Lesung dem
Publikum. Auf dem Weg zur City Buch Buchhandlung ist es kalt. Draußen
steht schon der M, raucht Pfeife und redet mit Mädchen. Ich gehe
rein und pöbele D und A an. Es gibt Bier, Wein und Wasser. Ich
trinke nichts. Ein paar bekannte Gesichter kommen noch dazu und man
plaudert ein wenig. Dann wird es ernst. Zumindest für M. Der ist ein
Häufchen aus Nervenbündeln und ich leide nur ganz wenig mit ihm.
Viel Mitgefühl will sich einfach nicht einstellen, bin ich doch auch
ein wenig neidisch, weil er zuerst verlegt wurde.
Bevor M seine Worte unter die Massen
werfen darf, kommt noch der Buchhändler und begrüßt alle. Er
erzählt auch noch von Schnittchen die er in Handarbeit für uns
breitet hat und ich freue mich. Den ganzen Tag durch die Kälte
laufen macht hungrig.
M liest. M liest Kurzgeschichten und
Gedichte, dazwischen gibt es immer mal eine Anekdote zum Text und
irgendwie vergeht die Zeit noch mal ganz anders. Ich weiß gar nicht
wie lange die Lesung eigentlich ging. Ich weiß nur, dass sie
irgendwann vorbei war und da vorne jemand sichtlich erleichtert und
glücklich mit dem ganzen ist. Kann er auch.
Ich hole mir natürlich beide Bücher
zum Sonderpreis und kriege noch Widmungen rein geschrieben die ich
erst am Abend lesen werde und mich wirklich drüber freue.
Nach der Lesung spielt noch eine Band
und obwohl die nicht schlecht sind, rätsel ich die ganze Zeit was
auf einem der Kinderbücher steht, das hinter denen im Regal liegt.
Als ich es dann zu lesen bekomme, wundert mich nichts mehr. Jetzt hab
ich es schon wieder vergessen.
Die Schnittchen schmecken übrigens
ganz lecker und ich esse gefühlt die Hälfte. Der D, die A, der O
und ich plaudern noch ein wenig, bevor ich dann mit zum Italiener
fahre. Einige der Literaner aus dem Schreinzirkel von M treffen sich
dort um zu essen und damit dem Jahr tschüs zu sagen. Ich gehe gleich
zum Bahnhof, weil ich dort den D treffe um mir ihm in einer Bahn zu
sitzen die uns nach hause fährt. Er kommt fünfzehn Minuten zu spät.
Ich will ihm das hier nicht vorhalten. Ganz sicher nicht, nur
erwähnen, weil es ja zum Tag gehört. Kann sich ja jeder seine
eigenen Gedanken zum moralischen Verfall in unserer Gesellschaft
machen.
Im Zug finden wir einen Platz und
wechseln den so bald eine Frau aufsteht wo mehr Platz ist. Ich finde
uns unhöflich, aber nur indirekt.
In L komme ich bald zu hause an und
werfe das Geschnetzelte vom Einkauf in eine heiße Pfanne. Das
schubse ich darin so lange herum, bis ich es bedenkenlos essen kann
und tue das auch. Der Rest ist wieder Couch und der Weg ins Bett. Der
ist nicht so spannend. Einfach aufstehen durch die Tür in den Flur,
von da rechts durch die Tür und schon ist man da. Man muss halt
aufpassen, dass man nicht ins Bad geht oder gar in die Küche. Da
will man ja nicht hin. Ist aber eigentlich ganz einfach wenn man mal
im hellen durchgegangen ist oder einfach ein bisschen geübt hat.
Licht an machen geht ja auch. Also ganz einfach, wenn Ihr mich fragt.
Sicher, ich muss schon darauf achten alles dabei zu haben.
Smartphone, Fitnessmatte, Laptop und was zu trinken. Im Schlafzimmer
muss ich dann noch den Pyjama anziehen. Aber wie gesagt, ist nicht so
spannend und nicht der Rede wert.
Das Bild passt diesmal. (Der M anm. d. Red.)
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